Wer verdient am Trans-Hype?

Die Pharma-Branche hat den Kölner CSD gekapert.
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Wer sich fragt, wie das Thema Transsexualität in einem so rasanten Tempo eine solche Aufmerksamkeit bekommen konnte, sollte nicht vergessen, dass die Geschlechtsangleichung ein Markt ist. Für die Pharmaindustrie ist ein völlig neuer Kundenstamm entstanden. In den USA identifizieren sich heute fast ein Prozent der jungen Menschen als „trans“. Sie sind die ideale Konsumentengruppe: Sie kommen aus eigenem Antrieb, betteln um Medikamente, und wenn sie einmal damit angefangen haben, müssen sie sie ihr Leben lang nehmen.

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Kliniken für Mastektomie wollen das Marktwachstum weiter ankurbeln

Pubertätsblocker kosten 775 US-Dollar pro Monat, was sich, wenn der oder die PatientIn sie drei Jahre lang weiter einnimmt, auf 27.000 US-Dollar summiert. Eine geschlechtsangleichende Operation kostet 30.000 US-Dollar. Hinzu kommen Hormone und unter Umständen Haarentfernung, Gesichtschirurgie, Adamsapfeloder Brustentfernung. Eine Finanzanalyse von „Global Market Insights“ beschreibt den Markt für Geschlechtsangleichungen als eine sehr gute Investition: „Der Umsatz für geschlechtsangleichende Operationen betrug im Jahr 2019 mehr als 316 Millionen US-Dollar und wird zwischen 2020 und 2026 voraussichtlich eine jährliche Wachstumsrate von 25 Prozent erreichen.

Ein zunehmendes Bewusstsein für Transgender-Probleme, die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Zentren für geschlechtsangleichende Operationen gehören zu den wichtigsten Faktoren für das Wachstum der Geschlechtsangleichungschirurgie.“ Besonders lukrativ ist der Markt der Mädchen, die zu Jungen werden wollen: Schätzungen sehen 73 Prozent der Gewinne in diesem Markt. Die Tatsache, dass Kliniken auf Mastektomien und Hysterektomien spezialisiert sind, wird „das Marktwachstum weiter ankurbeln“. „Global Market Insights“ identifiziert die USA, Deutschland und Südostasien als die vielversprechendsten Märkte für Investitionen.

Die schwedische Journalistin Kajsa Ekis Ekman setzt sich auch gegen Prostitution und Leihmutterschaft ein. Foto: Wikipedia
Die schwedische Journalistin Kajsa Ekis Ekman setzt sich auch gegen Prostitution und Leihmutterschaft ein. Foto: Wikipedia

Es gibt nämlich eine Voraussetzung dafür, dass diese Investitionen Profit abwerfen: Die Staaten müssen die Kosten für Hormone und Operationen übernehmen. In armen Ländern, in denen das Gesundheitssystem diese Kosten nicht übernimmt, wären Investitionen unrentabel. Die beiden Faktoren, die „den globalen Markt für geschlechtsangleichende Operationen ankurbeln“, seien folglich „der Anstieg der Prävalenz von Geschlechtsdysphorie“ und eine „begünstigende Regierungspolitik“, analysiert „Global Market Insights“. Damit der Markt wachsen kann, muss also bei immer mehr Menschen Geschlechtsdysphorie diagnostiziert werden, und das staatliche Gesundheitssystem muss die Kosten für Behandlungen und Operationen übernehmen.

Der Plan, wie das zu erreichen ist, ist in einem höchst aufschlussreichen Strategiepapier dargelegt. Publiziert wurde es von der weltgrößten Anwaltskanzlei Denton und dem NachrichtenkonglomeratThomson Reuters Foundation, erstellt wurde es mit Unterstützung der EU und der „International Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer & Intersex Youth and Student Organisation (IGLYO). Das Dokument trägt den Titel „Only adults? Good Practices in Legal Gender Recognition for Youth“ und beginnt mit der Erklärung, dass es „bestimmte Techniken gibt, die sich bei der Förderung von Trans-Rechten in ‚Good Practice‘-Ländern bewährt haben“.

Die AutorInnen empfehlen, das Thema Trans-Rechte mit dem Thema Menschenrechte zu verknüpfen, da Kritiker dann „das politische Stigma einer Menschenrechtsverletzung“ bekämen. Verweise auf das „Recht auf Gesundheit“ in UN-Erklärungen sollten so interpretiert werden, dass dies das Recht auf geschlechtsangleichende Verfahren einschließt, das „Recht auf Privat- und Familienleben“ solle das Recht auf geschlechtliche Selbstidentifikation umfassen. Und die Formulierung „Kindeswohl“ solle so interpretiert werden, dass ein Kind selbst das Recht haben soll, sich für eine geschlechtsangleichende
Behandlung zu entscheiden. Gesetzesänderungen sollten nicht so wirken, als seien sie im Interesse von Pharmaunternehmen und Kliniken, sondern als das Recht junger Menschen darauf, „sich nicht für das schämen zu müssen, was sie sind“.

Hier setzt man sich also nicht für das Recht eines Kindes auf eine sichere und evidenzbasierte Gesundheitsversorgung ein, sondern für das Recht auf die Geschlechtsumwandlung von Kindern und Jugendlichen ohne elterliche Zustimmung. Die Eltern werden als Hindernis betrachtet: „Es wird festgestellt, dass das Erfordernis der elterlichen Zustimmung oder die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten für Minderjährige restriktiv und problematisch sein kann.“

Die Eltern werden als Hindernis betrachtet. Ihre Zustimmung gilt als restriktiv

Der Bericht rät außerdem, den Begriff „Operation“ am besten zu vermeiden, da er alarmierend klingen könne. Stattdessen solle im Zusammenhang mit chirurgischen Maßnahmen vom „Recht, man selbst zu sein“ die Rede sein.

Der Schlüssel zum Erfolg sei die Verknüpfung von Kampagnen mit populäreren Reformen, wie zum Beispiel der „Ehe für alle“, weil diese „einen Schleier des Schutzes“ böten. Die effektivste Praxis sei die direkte Lobbyarbeit bei jungen Politikern, wobei eine öffentliche Debatte über diese Themen am besten vermieden werden solle: „Eine weitere Technik, die mit großer Wirkung eingesetzt wurde, ist die Begrenzung der Presseberichterstattung und -präsenz.“ Genau das ist mit dem Gesetzentwurf der schwedischen Regierung geschehen: Er wurde hastig eingebracht, Kommentare und Antworten waren auf zwei Monate während der Sommerferien beschränkt, es gab keine Zeit für eine Debatte, und betont wurde, dass man das Leiden einer diskriminierten Gruppe verringern wolle.

Medizinische Behandlungen und Operationen spielten keine Rolle, eine Diskussion über die Interessen von Pharmaindustrie und Kliniken wurde nicht geführt. Die Industrie bleibt unsichtbar, die Entwicklung scheint ausschließlich von den LGBTQ-Organisationen auszugehen. Doch wenn man genau hinsieht, sind die Verstrickungen hochinteressant.

Ein oft zitiertes Beispiel ist die Familie Pritzker, eine der reichsten der USA. Die Pritzker-Gruppe hat ihren Sitz in Chicago und ist Eigentümerin von Hunderten von Unternehmen, darunter die Hyatt-Hotelgruppe und andere in der Daten-, KI- und Pharmaindustrie. Sie finanziert die medizinische Fakultät der Universität Chicago, die Pritzker School of Medicine, wo Forschung über Geschlechtsdysphorie betrieben wird. Zu den Forschungspartnern der Schule gehört AbbVie, der Hersteller des Pubertätsblockers Lupron.

Die Familie Pritzker ist einer der Hauptinvestoren in „LGBTQ-Kliniken“

Die Familie Pritzker ist einer der Hauptinvestoren in Kliniken für Kinder mit Geschlechtsdysphorie und „LGBTQ-Kliniken“ – ein etwas irreführender Name, da homosexuelle, bisexuelle und queere Menschen keine speziellen Kliniken benötigen. Die Pritzker-Gruppe hat auch Professuren für „Trans-Studien“ an der Universität gestiftet.

Alice Schwarzer/Chantal Louis (Hrsg.): Transsexualität. Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? (KiWi) - www.emma.de/shop
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Zu ihren Investitionen gehören mehrere Kliniken für geschlechtsangleichende Behandlungen von „geschlechtsinkongruenten Kindern“ sowie 6,5 Millionen Dollar für das „Program in Human Sexuality“ an der Universität von Minnesota; 5,9 Millionen Dollar an das Palm Center, eine LGBTQ-Denkfabrik, für eine Studie über Transmenschen im Militär; zwei Millionen Dollar für den weltweit ersten Lehrstuhl für Transgender-Studien an der Universität von Victoria in British Columbia; eine Million Dollar für das Lurie Children’s Hospital of Chicago für ein „Gender and Sex Development Program“ und 50.000 Dollar für den ersten Trans-Studiengang an der Universität von Toronto.

Die Pritzkers sind auch langjährige Finanziers der „World Professional Association for Transgender Health“ (WPATH), eine Lobbygruppe, die Richtlinien für die ihrer Ansicht nach besten Verfahren in der Trans-Gesundheitsversorgung erstellt. Im Jahr 2018 erhielt die WPATH 250.000 US-Dollar von Pritzker, zweckgebunden für die Entwicklung ihrer neuen SOC8-Leitlinien, die weltweit von Staaten, Regierungen und Gesundheitsfachleuten verwendet werden.

WPATH setzt sich intensiv dafür ein, dass betriebliche Krankenversicherungen die Kosten´für Hormonbehandlungen und Operationen übernehmen, und ist eine Partnerschaft eingegangen mit Starbucks, das kostenlose Brustentfernungen für weibliche Angestellte und kostenlose Implantate für männliche Angestellte anbietet. Mitglieder der Familie Pritzker sitzen auch in den Vorständen von Universitätsinstituten für Sexual- und Trans-Studien.

Auch die persönliche Motivation von James/Jennifer Pritzker spielt eine Rolle

Abgesehen von den lukrativen Verdienstmöglichkeiten, die eine Branche mit einem prognostizierten Wachstum von 25 Prozent bietet, ist es denkbar, dass in diesem speziellen Fall auch eine persönliche Motivation eine Rolle spielt: Colonel James Pritzker, Republikaner, Fallschirmjäger, Milliardär und Gründer von Kriegsmuseen, wurde 2013 zu Jennifer Natalya Pritzker und stand damit über Nacht auf der Liste der reichsten Frauen Amerikas. Jennifers Cousin ist der Gouverneur von Illinois, J. B. Pritzker, der verfügt hat, dass dort die Krankenkassen die Kosten von Hormonbehandlungen und geschlechtsangleichenden Operationen abdecken müssen. „Gesundheitsversorgung ist ein Recht, kein Privileg“, erklärte der Gouverneur stolz. Er hat außerdem dafür gesorgt, dass alle Toiletten in Illinois „geschlechtsneutral“ werden sollen, und von allen öffentlichen Schulen des Staates einen Geschichtsunterricht eingefordert, der auch die Verdienste von Transgender- Personen einschließt, sowie die Einsetzung einer Trans-Task-Force mit 25 vom Gouverneur handverlesenen Mitarbeitern, deren Aufgabe es ist sicherzustellen, dass die Rechte von transsexuellen und nicht-binären Menschen respektiert werden.

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Diese Schritte könnten als positiv angesehen werden. Das Problem ist nur, dass das, was hier als „Rechte“ bezeichnet wird, ein umfassender ideologischer Kurswechsel ist. Nur ein Jahr nach ihrer Gründung hat die Task Force dafür gesorgt, dass das gesamte Schulpersonal versteht, dass "die Geschlechtsidentität nichts mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht einer Person zu tun hat. Die Geschlechtsidentität ist ein angeborener Teil der Identität einer Person“. Sie hat von den Schulen verlangt, Gender-Unterstützungspläne aufzustellen und Gender-Unterstützungskoordinatoren einzustellen, deren Aufgabe es ist, Personen in ihrer Geschlechtsidentität anzuerkennen und zu unterstützen. Für Idealisten, die für LGBTQ-Rechte kämpfen, ist dies eine Revolution des Fortschritts.

Für Kliniken und Pharmaunternehmen ist es nichts weiter als Geschäft. Irgendwann sind diese beiden Interessengruppen, die leicht hätten aneinandergeraten und zu Gegnern werden können, zu einer Einheit verschmolzen. Die Grenze zwischen Industrie und Aktivismus ist verschwommen, und auf einmal ist die Industrie zum Menschenrechtshelden geworden.

Der Text ist ein gekürzter Auszug aus „On the Meaning of Sex: Thoughts about the New Definition of Woman.“ von Kajsa Ekis Ekman. Ü: Kristina Mäki (Spinifex).

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