Buchmesse: Selamat Datang!

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Mein erstes Zusammentreffen mit meiner zukünftigen Schwiegermutter war naturgemäß nicht ­besonders entspannt. Sie hatte ihr ganzes Leben in einem javanischen Dorf verbracht, war traditionell-muslimisch erzogen und hatte „nur“ zwei Söhne – nicht gerade viel im ländlichen Indonesien. Und einer davon kam jetzt auch noch mit mir an: eine weiße Frau aus einem weit entfernten Land, eine Städterin, die eher Beruf als Kinder im Sinn hatte; eine Nicht-Muslimin, die völlig areligiös erzogen war. Doch die Frau ist eine ­erfahrene Grundschulrektorin und überraschte mich mit toleranter Offenheit. Sie selbst trug damals Jeans und eine praktische Kurzhaarfrisur und fuhr jeden Tag mit dem Moped zur Arbeit.

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Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt: 88 Prozent der 250 Millionen Bewohner gehören dem Islam an. Der Staat aus 17.500 Inseln beheimatet gleichzeitig mehr als 300 verschiedene Ethnien mit ebenso vielen unterschiedlichen Sprachen, Religionen und Kulturen. Toleranz spielt eine entsprechende Rolle. Trotz heute zunehmender radikaler Strömungen in dem ­Inselstaat, überwiegen weiterhin die moderaten Glaubensauslegungen. Seit Oktober 2014 ist Joko Widodo Präsident. Er gilt als modern und aufgeschlossen – und ist Heavy-Metal-Fan.

Indonesien:
250 Millionen Bewohner, 17.500 Inseln, 300 Ethnien 

Als ich im September 1998 zum ersten Mal in Jakarta landete, war die einstige holländische Kolonie wieder mal im Umbruch. Vier Monate zuvor war Präsident Suharto zurückgetreten. Wochenlang hatte es im ganzen Land blutige Proteste gegen sein autoritäres Regime gegeben. 

Bei meiner Ankunft waren die Straßen der indonesischen Hauptstadt blockiert von Demonstranten, die „Demokratie bis zum Tod“ skandierten. Was mir sofort auffiel: Überraschend viele Frauen beteiligten sich an den Protesten. Studentinnen standen ebenso wie ihre männlichen Kommilitonen auf den Dächern überfüllter Busse und brüllten politische Parolen durch Mega­phone. Hausfrauen und Fabrikarbeiterinnen gingen ebenso auf die Straße wie Rikschafahrer oder Suppenverkäufer. 
Kurz darauf lernte ich „Kalyanamitra“ kennen, eine der wenigen Frauenorganisationen, die bereits in der Suharto-Ära aktiv waren. (...)

Christina Schott lebt seit 13 Jahren auf Java. Ihr Buch "Indonesien - Ein Länderporträt" ist gerade erschienen. Der vollständige Artikel über ihr Leben und das der anderen Frauen im fernen Inselstaat steht in EMMA September/Oktober 2015. Außerdem in dieser Ausgabe: Indonesische Autorinnen im Porträt. Ausgabe bestellen

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