Femenprotest gegen Hinrichtung!

Die Femen protestierten vor der iranischen Botschaft in Berlin. - © Frank Nicolai /hpd
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Reyhaneh starb für ihre Ehre. Nur die Familie des Mannes, von dem sie sagte, dass er sie vergewaltigen wollte, hätte sie begnadigen können. Doch die stellte die Bedingung, dass sie widerrufe, dass der Mann sie vergewaltigen wollte. Am letzten Samstag wurde Reyhaneh klammheimlich erhängt. 

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Drei Tage später stürmten drei Frauen zur iranischen Botschaft in der Dahlemer Straße. Auf ihre Körper hatten sie den Namen von Reyhaneh Jabbari geschrieben und: Sharia Law! Und: Human Rights! Sie waren ganz in Schwarz und hatten auch ihre Haare mit einem Schleier bedeckt – nur Busen und Bauch waren nackt. Mit um den Hals gelegten Stricken banden die Frauen sich an dem Gitter der iranischen Botschaft fest. Sie wurden bald darauf von deutschen Polizisten weggeschleppt – nicht ohne Femen-like Gegenwehr. 

Die damals 19-jährige Reyhaneh studierte Informatik und jobbte als Innenausstatterin. In einem Café sprach der Mann sie an, behauptete, er sei Arzt und wolle seine Praxis einrichten lassen. Die Studentin fuhr mit ihm – und landete in einer leeren Wohnung. 

Plötzlich habe der Mann ein Kondom aus der Tasche gezogen und sie gefragt, ob sie wisse, was das sei. Dann habe er sie bedrängt. Und als sie sich wehrte, sei er gewalttätig geworden. Da stach sie zu – und rief einen Krankenwagen. Zu spät. Er verblutete. 

Die Richter hatten Beweise zugunsten der jungen Frau nicht berück-
sichtigt.

Später stellte sich heraus, dass Abdolali Sarbandi, ein 47-jähriger Familienvater, offensichtlich ein hochrangiger Geheimdienst-Mitarbeiter war. Das dürfte die Lage der jungen Frau nicht leichter gemacht haben.

Die Proteste gegen die Hinrichtung waren international. Der UNO-Sonderbotschafter bezeichnete das Urteil als „nicht rechtsstaatlich“, denn die Richter hatten Beweise zugunsten der Frau nicht berücksichtigt: darunter ein Kondom und ein Glas Saft mit Betäubungsmittel in der Wohnung. Stattdessen wurde verbreitet, die 19-Jährige sei einvernehmlich mitgegangen und habe Sarbandi beim Beten erstochen.

Auf 131 „Straftaten“ steht im Iran die Todesstrafe, darunter Ehebruch (der Frau) und Homosexualität. Seit 35 Jahren hält sich der Gottesstaat mit Gewalt an der Macht. Da ändert es auch nichts, dass, wie so gerne im Westen ins Feld geführt wird, „so viele Iranerinnen studieren“. Auch Reyhaneh Jabbari war Studentin. 

Von Teheran aus begann der Kreuzzug der Gotteskrieger in die ganze Welt. Inzwischen terrorisieren sie nicht nur ganze Länder und Regionen, sondern sind auch in Europa angekommen. Mitten unter uns.

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Femen gegen Bordellbetreiber

Die Femen warfen den Paradise-Betreibern eine Ladung Äpfel vor die Füße. Foto: Ralph Stanger
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Das hatten sich Jürgen Rudloff und sein "Pressesprecher" Michael Beretin sicher anders vorgestellt: Gestern am frühen Abend luden der Chef der Großbordellkette "Paradise" und sein PR-Mann die Presse vor die Tore ihrer fünften Sexfabrik, diesmal in Saarbrücken. (Das ist so schön nah an Frankreich, wo die Prostitution jetzt verboten ist und die hartnäckigsten Freier schon lange Grenzgänger sind.) Anlass: Die Eröffnung des Bordells am 4. Juli. Aber es kamen nicht nur Journalisten.

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Wellness-Wichsen -
Nicht mit uns!

„Eve is angry!“ - Eva ist sauer! - erklärten die Femen. Die drei Frauen rasten mit dem Auto vor das Bordell, sprangen aus dem Wagen und warfen den Paradise-Betreibern eine Ladung Äpfel vor die Füße: „Adam, go to hell!“. Die „Pimp-Punishers“ (etwa: Freier-BestraferInnen) hatten „Wellness-Wichsen, nicht mit uns!“ auf ihre nackten Oberkörper geschrieben. Und sie skandierten: „Eva hat den Mann schon einmal aus dem Paradies vertrieben – und wir werden es wieder tun!“

Denn das wissen nicht nur die Femen: Rudloffs so genanntes Paradies für die Männer ist die Hölle für die Frauen. Die Bordellbetreiber schienen dennoch überrascht. „Zuerst haben die beiden uns noch ausgelacht – aber dann sind sie völlig ausgeflippt“, berichtet Zana von den Femen im Gespräch mit EMMA zufrieden.

Und die Femen waren nicht die einzigen! Auch rund hundert BürgerInnen aus Saarbrücken demonstrierten mit. Sie sind aktiv in dem Aktionsbündnis gegen das Großbordell, das am Rande eines Gewerbegebiets liegt. Im angrenzenden Wohngebiet wird gerade ein neuer Kindergarten gebaut.

Die französische Grenze ist nicht weit. In Frankreich hat das Parlament im letzten Jahr die Bestrafung der Freier beschlossen. Eine profitable Lage für Rudloff also, der auf die Sextouristen aus dem abolitionistischen Nachbarland zählt. Rund 4,5 Millionen Euro hat er angeblich in das neue Paradies investiert, die wird er schnell wieder drin haben. Schließlich haben Frauenhandel & Prostitution noch höhere Profitraten als der Waffenhandel, nämlich bis zu 1.000 Prozent.

Dass Menschen gegen seinen „Wellness-Tempel“ im orientalischen Stil protestieren, kann er so gar nicht verstehen, erklärte Rudloff unlängst der Welt. Schließlich schaffe er doch Arbeitsplätze und zahle Steuern. Der Großbordellier wörtlich:  "Was wir wollen, ist doch nur ein kleines bisschen Dankbarkeit."

Aber die BürgerInnen von Saarbrücken sind nicht dankbar, sie sind sauer: „Wir finden nicht, dass Frauen etwas sein sollen, was man so eben mal mitkauft, nachdem man in der Sauna war“, sagt Anette Kleinhorst aus Saarbrücken. Sie hat die Demonstration vor dem Paradise mitorganisiert.

Nur ein kleines bisschen Dankbarkeit?

Auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und die Ministerpräsidentin des Landes Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) - beide Erstunterzeichnerinnen des EMMA-Appells “Prostitution abschaffen!“ - machen aus ihrem Ärger über Rudloffs Pläne keinen Hehl. Aber sie konnten gegen den Bau des Großbordells nichts ausrichten. Dank der Prostitutionsreform aus dem Jahr 2002 waren beiden Frauen die Hände gebunden.

Jetzt hat Saarbrücken also ein neues Paradies, in das wöchentlich "Frischfleisch" abgekarrt wird, vornehmlich aus Osteuropa. 4.500 Quadratmeter ist das Paradies groß, zwei Stockwerke hoch, 50 Prostituierte werden in 30 Zimmern arbeiten. Mit mindestens 120 Freiern pro Tag rechnen die Betreiber.

Und sie können ihr zynisches Geschäft mit den Körpern und Seelen in Deutschland, dem "Bordell Europas" ungehemmt betreiben - solange Berlin nicht handelt und endlich das skandalöse Zuhälter-Gesetz von 2002 ändert!

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