Obama: Es kommt nur eine in Frage!

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„Es ist 12 Jahre her, dass ich das erste Mal auf diesem Parteitag gesprochen habe. Damals habt ihr meine beiden Mädchen kennengelernt, Malia und Sasha, die heute zwei beeindruckende junge Frauen sind, die mich sehr stolz machen.

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Ihr seid meiner brillanten Frau und Partnerin Michelle verfallen, die mich zu einem besseren Vater und zu einem besseren Mann gemacht hat, die unsere Nation als First Lady inspiriert hat – und die irgendwie seitdem keinen einzigen Tag gealtert ist.

"Es ist eine grundsätzliche Wahl. Darüber, wer wir als Menschen sind."

Ich weiß, dass man das über mich nicht sagen kann. Daran erinnern meine Töchter mich die ganze Zeit. Wow, du hast dich so verändert, Daddy! Und dann versuchen sie, das schnell wieder gut zu machen. Und sagen: Nicht zum Schlechten, du wirkst nur reifer! Und sie haben Recht, ich war so jung damals in Boston! (...)

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Und während diese Nation vom Krieg auf die Probe gestellt wurde und von der Rezession auf die Probe gestellt wurde und von vielen anderen Herausforderungen, stehe ich heute Abend wieder vor euch, nach fast zwei Amtszeiten als euer Präsident, um euch zu sagen, dass ich optimistischer denn je zuvor auf die Zukunft von Amerika blicke. Wie könnte ich auch nicht optimistisch sein, nach allem was wir zusammen erreicht haben. (...)

Und diese Arbeit, die beinhaltet eine wichtige Wahl in diesem November. Ich denke, es ist fair darauf hinzuweisen, dass es sich nicht um eine typische Wahl handelt. Es handelt sich nicht nur um eine Wahl zwischen Parteien oder Politikern, die typischen Auseinandersetzungen zwischen Rechts und Links. Das hier ist eine sehr viel grundsätzlichere Wahl. Darüber, wer wir als Menschen sind.

Seht, wir Demokraten, wir haben immer viele Differenzen mit den Republikanern gehabt und das ist ja auch gar nicht falsch. Es ist genau dieser Wettbewerb der Ideen, der unser Land vorantreibt.

Aber was wir vergangene Woche in Cleveland gehört haben, das war nicht besonders republikanisch. Und es war sicherlich nicht konservativ. Was wir gehört haben, ist eine zutiefst pessimistische Sicht auf ein Land, in dem sich jeder gegen jeden wendet – und in dem wir uns vom Rest der Welt abwenden. Es gab keine ernstzunehmenden Lösungen für dringende Probleme, nur Groll und Schuldzuweisungen und Wut und Hass. Und das ist nicht das Amerika, das ich kenne. Das Amerika, das ich kenne, ist voller Mut und Optimismus. (...)

"Immer wenn ich dachte, ich hätte gesiegt, kam Hillary noch stärker zurück"

Und es gibt nur eine Kandidatin in dem Rennen, die an die Zukunft glaubt, die dieser Zukunft ihr Leben gewidmet hat; eine Mutter und Großmutter, die alles tun würde, damit unsere Kinder gedeihen. Eine Anführerin mit realistischen Plänen, um Hürden herunterzureißen und durch die Glasdecke zu stoßen: Hillary Clinton.

Vor acht Jahren, vielleicht erinnert ihr euch, da waren Hillary und ich Rivalen im demokratischen Vorwahlkampf. Anderthalb Jahre lang haben wir gekämpft. Und ich sage euch, das war tough, denn Hillary war tough. Ich war völlig ermattet.

Und sie, sie schaffte alles, was ich auch schaffe – aber es war wie bei Ginger Roberts. Sie tat es rückwärts und in High Heels.

Und immer, wenn ich dachte, ich hätte gesiegt, dann kam Hillary noch stärker zurück. Und als dann alles vorbei war, habe ich sie gebeten, in mein Team zu kommen. Und sie hat schließlich ja gesagt, weil sie wusste: Es geht um etwas, das viel größer ist als wir beide.

Und vier Jahre lang hatte ich einen Platz in der ersten Reihe und konnte ihre Intelligenz erleben, ihre Urteilskraft und ihre Disziplin. Sie hat einfach nie vergessen, für wen sie kämpft.“

Zum Video der vollständigen Rede

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Alice Schwarzer schreibt

Hillary greift nach den Sternen!

© Imago/UPI Photo
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Sie setzt auf Wir statt Ich. Sie setzt, im Gegensatz zu Trump, auf Hoffnung statt Angst. Sie setzt auf die Frauen! Und sie macht doch tatsächlich den guten alten Slogan der Frauenbewegung, „Gemeinsam sind wir stark!“, zu ihrem Motto: Stronger together! An keiner Stelle brandete der Jubel in dem nicht fanatischen, wie bei Trump, aber freundlich-euphorisch gestimmten Saal der Demokraten so hoch wie beim Frauenthema. In Anspielung auf die „gläserne Decke“, an die Frauen auf dem Weg nach oben stoßen, rief sie den mitreißenden Satz in den Saal: „Wo es keine Decken gibt, ist nur der Himmel die Grenze!“ Hillary greift nach den Sternen.

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Yeah, Hillary Clinton, 69, ist nach 44 Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika die erste Präsidentschaftskandidatin, die von einer der großen Parteien nominiert wurde! Und ihre Chancen sind groß, sehr groß. Das ist seit dieser besonnenen und glaubhaften Rede noch deutlicher.

"Ich bin glücklich hier zu stehen, als die Tochter meiner Mutter und die Mutter meiner Tochter"

Wirklich anrührend und auch aufschlussreich waren Hillarys Worte über ihre Mutter und ihre Kindheit. Schließlich ist das der Stoff, aus dem sie ist.

Hillary Rodham, die Universitäts-Stipendiatin und – vor Bill – höchstbezahlte Juristin der USA, ist die Tochter eines von den Eltern verstoßenen Kindes und späteren Dienstmädchens. Diese Frau hat sie dazu erzogen, stark zu werden. „Wenn Kinder mich hänselten“, erzählte sie, „und ich ins Haus laufen wollte, verschloss meine Mutter die Tür und sagte: Geh hin, zeig’s ihnen.“

„Wir haben heute einen Meilenstein erreicht“, erklärte die Präsidentschaftskandidatin. „Es ist das erste Mal, dass eine der großen Parteien eine Frau nominiert hat. Ich bin glücklich, hier zu stehen: als die Tochter meiner Mutter und die Mutter meiner Tochter. Für alle Großmütter wie für alle kleinen Mädchen. Und ich bin auch glücklich für die Jungen und Männer. Denn immer dann, wenn eine Hürde fällt, macht das den Weg für jede und jeden frei.“

Die Sanders-Bewegung hat die Kandidatin nochmal zu einem Ruck nach links genötigt, und das ist gut so. Clinton kündigte der Wall Street den Kampf an. Der Wall Street, die einst ihr Mann Bill Clinton als Präsident durch Gesetzesänderungen von der Kette gelassen hatte. „Ich bin überzeugt“, sagte Hillary, „dass die Wall Street nie wieder die Main Street sein darf“ (Will sagen: Nie mehr das Gesetz machen darf). Es wäre zu schön, wenn eine Präsidentin Clinton das wahrmachen würde!

Ihr „Wir“ war so bunt wie ihre ZuhörerInnenschaft an diesem Tag: weiß wie colored, jung wie alt, männlich wie weiblich. Und ihre Passagen über Trump, das Großmaul, waren entlarvend. Unter anderem machte Clinton darauf aufmerksam, dass der Milliardär in ausländischen Billigländern produzieren lässt, nicht in Amerika.

Ihre Stärke ist
ein Trost für alle
gedemütigten
Frauen 

Und so wie er neben Tochter Chelsea da stand, konnte man sich Bill plötzlich sehr gut als First Husband im Weißen Haus vorstellen. Das war auch an diesem Abend glaubhaft: Der Typ hat diese Frau zwar ohne Ende betrogen und damit gedemütigt, aber er nimmt sie ernst. Seine Freude, immer wieder mal unterbrochen von Staunen, seine Frau da vorne so strahlend stehen zu sehen, war echt.

„Bill, dieses Gespräch, das wir vor 45 Jahren in der Uni-Bibliothek geführt haben, ist immer noch ein starkes Band“, sagte Hillary zu ihm gewandt. „Dieses Gespräch, in dem wir bis heute sind, hat uns in guten Zeiten begleitet, die uns mit Freude erfüllt haben. Und in harten Zeiten, die uns auf die Probe gestellt haben.“

Hillary Clinton hätte an diesen harten Zeiten auch zerbrechen können. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sie geht gestärkt und strahlend daraus hervor. Was für ein Trost und eine Hoffnung für alle gedemütigten Frauen. Die 69-jährige Hillary ist im Jahr 2016 stark, glaubhaft und zukunftsweisend. Jetzt muss sie es nur noch tun.

Go on, Hillary!

Alice Schwarzer

Hier geht es zur Rede von Hillary Clinton.
 

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