Alice Schwarzer schreibt

Klima-Heldinnen zu Besuch

Paula, Lilly und Maira bei den Protesten. (v. li.).
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Wie hat das eigentlich für euch ganz persönlich angefangen, die Fridays for Future-Proteste?

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MAIRA Von der Bewegung habe ich Anfang Dezember 2018 erfahren, als ich auf einem Kongress des Bildungswerkes der Schülervertretung bei dem Projekt „Schule-Klima-Wandel“ war. Da haben eine Schülerin und ein Schüler Fridays for Future vorgestellt. Ich war total beeindruckt und dachte: Wow, krass! Das kann ich auch machen! Am Anfang waren wir bei den Demos dann echt ganz wenige. Aber über die Wochen sind es immer mehr geworden. Am 15. März waren wir 10.000 allein in Köln!

PAULA Ich habe über einen Freund in einer WhatsApp-Gruppe Anfang Januar von Fridays for Future erfahren. Ich war sofort Feuer und Flamme! In der Orga-Gruppe habe ich ganz schnell meinen Platz gefunden. Am 15. Februar haben wir unsere erste Demo in Wuppertal auf die Beine gestellt, mit fast 1.500 Leuten.

LILLY Von Fridays for Future habe ich im November aus der Tagesschau erfahren. Der Schülersprecher meiner Schule hat im Februar die erste Demo organisiert, allein, weil bei uns noch nicht so viele von der Bewegung gehört hatten. Also ich komm ja vom Dorf, in der Nähe von Geislingen an der Steige, zwischen Stuttgart und Ulm. Das Dorf heißt Kuchen und hat etwa 6.000 Einwohner. Ich war dann gleich dabei, wir haben bisher insgesamt zwei Mal gestreikt, einmal mit hundert und einmal mit 200 Leuten. Das letzte Mal habe ich auch eine Rede gehalten.

Gab es einen Schlüsselmoment, wo ihr gedacht habt: Jetzt muss ich was tun?

PAULA Letztes Jahr kurz vor den Sommerferien gab es in Wuppertal eine riesige Überschwemmung durch einen Starkregen. Ich habe mich zufällig in der Innenstadt befunden. Sowas hatte ich noch nie erlebt, höchstens mal im Fernsehen gesehen. Das Wasser stand anderthalb Meter hoch, die Gullis sind hochgegangen und sogar unser Haus war unter Wasser, obwohl es auf einem Berg steht. Das war so ein Punkt, wo ich dachte: Der Klimawandel spielt sich nicht irgendwo außerhalb von Deutschland ab, sondern der ist genau hier. Und wir müssen genau jetzt was unternehmen. Meine Familie lebt schon lange bewusst. Mein Vater hat eine Schreinerei mit zwei Elektroautos, wir haben eine Solaranlage auf dem Dach und Fleisch kaufen wir vom ­Bauernhof.

LILLY Ich habe schon immer klimafreundlich gelebt und war viel in der Natur. Meine Familie – meine Mutter arbeitet mit schwererziehbaren Kindern und mein Vater ist bei Porsche – hat immer bewusst gelebt und auf Nachhaltigkeit beim Essen und bei der Kleidung geachtet.

MAIRA Für mich war bewusst leben auch relativ normal. Das kommt von meinen Müttern. Ich habe zwei Mütter, die eine arbeitet als Sprachtherapeutin, die andere ist Lehrerin an einer Förderschule. Eingekauft wird bei uns mit dem eigenen Jutebeutel.

Und jetzt habt ihr noch mal einen Zahn zugelegt?

MAIRA Auf jeden Fall! Ich hab meiner Familie gar nicht die Wahl gelassen: Seit meinem Entschluss, vegan zu leben, wurde vegan gekocht.

LILLY Meine Familie hat schon immer Bio gekauft. Ich wollte dann aber, dass wir bei dem Demeterhof bei uns in der Nähe einkaufen.

PAULA Ich glaube, ich habe noch mal ein bisschen mehr Bewusstsein geschaffen, dadurch, dass ich jetzt so aktiv in der Bewegung bin. (...)

Das Gespräch führten Alice Schwarzer und Angelika Mallmann. Das ganze Gespräch in EMMA-Ausgabe 3/19 lesen. Ausgabe bestellen

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