„Gott hat kein Geschlecht“

"Frauen in alle Ämter!" lautet eine Forderung der kfd-Frauen. - Foto: Jörg Letz/kfd
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Nein, Elisabeth Bungartz hat keinen Kuchen gebacken. Das macht aber gar nichts und sei hier auch nur deshalb erwähnt, weil der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kurz: kfd, dieses Klischee vorauseilt: Ältere, eigentlich eher alte bis steinalte gottesfürchtige Damen treffen sich einmal die Woche zu Kaffee und Kuchen und einmal im Jahr zur Wallfahrt. Und natürlich sonntags zum Kirchgang, bei dem sie den Herrn Pfarrer anhimmeln. Wer das glaubt, irrt, und zwar gewaltig. Denn bei den katholischen Frauen ist, nun ja, die Hölle los.

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Gerade letzte Woche noch, erzählt Elisabeth Bungartz bei Kaffee und einem Teller Mini-Snickers, wurde sie nach dem Gottesdienst wieder von einer Frau aus ihrer Gemeinde beiseite genommen. „Bleibt bloß dran und lasst nicht locker!“ sagte die. Die Frau ist 86 und seit mehr als einem halben Jahrhundert Mitglied der kfd in Sankt Augustin, Elisabeth Bungartz die Ehrenvorsitzende der kfd-Sankt-Augustin-Menden. Sie ist gerade 70 geworden und nun auch schon über drei Jahrzehnte dabei. Aber was da jetzt in ihrem Verband passiert, das hat sie noch nie erlebt. „Gerade die alten Frauen sind wütend darüber, wie die Kirche mit ihnen umgegangen ist“, erzählt sie. Und auch viele der jüngeren schreiben ihr Briefe: „Super, dass ihr so viel macht und so mutig seid!“

Elisabeth Bungartz, Vorsitzdende des Kölner kfd-Diözesanverbandes, mit Mitstreiterinnen vor dem Dom. Jörg Brocks Photographie/kfd
Elisabeth Bungartz, Vorsitzdende des Kölner kfd-Diözesanverbandes, mit Mitstreiterinnen vor dem Dom. Jörg Brocks/kfd

Es braucht tatsächlich eine Menge Mut für das, was die katholischen Frauen da gerade tun. Wobei Elisabeth Bungartz, Mutter zweier Kinder und Großmutter dreier Enkel und bis zu ihrer Rente bei der Stadtverwaltung tätig, gar nicht den Eindruck einer Löwin macht, sondern den einer pragmatischen Rheinländerin, die findet: „Es geht so alles gar nicht mehr! Ja, ist doch so!“

So könnte man verknappt auch das Statement zusammenfassen, das Bungartz, die auch Vorsitzende des Kölner kfd-Diözesanvorstandes ist, am 8.  März 2020 vor dem Kölner Dom verlas. Zum Internationalen Frauentag waren rund 800 Frauen der kfd und weiterer katholischer Frauenverbände sowie natürlich von Maria 2.0, aus fünf Ecken der Stadt sternförmig auf den Kölner Dom zumarschiert.

Im Oktober dann hatten sie eine „Mahlfeier“ vor dem Dom organisiert, also eine Art Abendmahl von und für Frauen. Motto: „In unserer Kirche von morgen hat Gott kein Geschlecht“. Das Abendmahl, die sogenannte Eucharistiefeier, ist ein Sakrament, das eigentlich nur von geweihten Priestern erteilt werden darf. Mit der Mahlfeier hätten die Frauen eine „neue Eskalationsstufe gezündet“, hieß es. Sie verstießen „gegen den Willen Jesu“, mahnte gar Kardinal Woelki. Elisabeth Bungartz nahm trotzdem teil.

Und als die Kirche der Katholischen Hochschulgemeinde Köln die Website sperrte, weil sie die fristlose Entlassung von Missbrauchs-Tätern, die Wertschätzung homosexueller Beziehungen und die Zulassung von Frauen zu allen Kirchenämtern forderte, „haben wir das Positionspapier einfach auf unsere Homepage gestellt“, erzählt Elisabeth Bungartz. So läuft das jetzt. „Es ist vorbei mit dem Bravsein“, sagt sie. Wobei, brav waren die Frauen der kfd eigentlich noch nie.

Den ganzen Artikel in der März/April-Ausgabe lesen.

Im Heft gibt es ein ganzes Dossier über den Aufstand der Katholikinnen:
Gegrüßet seist du, Maria 2.0 - Wie die Marias am Fundament der Kirche rütteln.
Sein Wille geschehe nicht mehr! Christiane Florin über den Missbrauch mit System.
Missbrauch und Berufung Frauen berichten in zwei aufregenden Büchern

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