Steckt hinter den Femen ein Mann?

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Seine Macherin, die 28-jährige Australierin Kitty Green, steht nicht in Verdacht, den Femen übel zu wollen, im Gegenteil: Sie hat in den letzten Jahren mit ihnen und für sie gearbeitet. Und auch gemeinsam mit den Femen den Film in Venedig präsentiert. Übrigens: Green hat eine ukrainische Großmutter und sagt: "Die Geschlechtertrennung in der Ukraine hat mich umgehauen. Die Frauen hocken zuhause und sind stumm." Der Film erlaubt einen tiefen Blick in die inneren Strukturen der Frauengruppe, mit Billigung der Femen. Die Truppe erregt seit ein paar Jahren internationales Aufsehen mit ihren spektakulären Aktionen und ihrem Protest gegen Prostitution, Islamismus und Diktaturen auf entblößter Brust. Doch steckt hinter all dem etwa Viktor Swjatski, "ein autoritärer, extrem dominanter Mann, der seine Aktivistinnen zum Teil bezahlt, erniedrigt und in emotionaler Abhängigkeit hält", wie die Süddeutsche Zeitung schreibt? Jetzt melden sich die Femen selbst zu Wort. Und zwar nicht aus Kiew, sondern aus Paris, wohin sie inzwischen ihre Zentrale verlegt haben. Es sieht in der Tat ganz so aus, als seien die Ukrainerinnen nicht nur vor dem Diktator Lukaschenko nach Frankreich geflohen, sondern auch vor dem Tyrannen im eigenen Haus.

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Die Femen melden sich aus Paris, sie erklären:
Heute (Anm. d. Red: am 4.9.) wird der Film 'Die Ukraine ist kein Bordell' der australischen Regisseurin Kitty Green bei der Biennale in Venedig Premiere haben. Schon jetzt sind Besprechungen des Films in den Medien erschienen. Die Story, dass ein Mann die Führung in einer Frauengruppe an sich gerissen hat, ist eine unerwartete Neuigkeit für die UnterstützerInnen von Femen und ein gefundenes Fressen für die KritikerInnen.

'Die Ukraine ist kein Bordell' erzählt die Geschichte der Femen in der Ukraine an einem Punkt ihrer Entwicklung, an dem es der patriarchalen Kultur gelungen ist, sogar ins Innere einer feministischen Bewegung einzudringen. Die Filmemacherin Kitty Green zeigt, wie die ukrainischen Aktivistinnen von einem Mann dominiert werden: In bester patriarchaler Tradition hat Viktor versucht, sich selbst zum Anführer zu machen und die Gruppe zu beherrschen.

Daraufhin hat Inna Shevchenko die Ukraine verlassen, um in Frankreich ein neues Femen-Zentrum zu eröffnen, das das internationale Hauptquartier geworden ist, und mit dem Viktor nichts zu tun hat. Sein Einfluss in Kiew ist mit der Internationalisierung der Bewegung gestoppt.

'Die Geschichte unserer Bewegung ist die Geschichte des Kampfes gegen das Patriarchat, sogar innerhalb unserer eigenen Reihen, als Femen in der Ukraine entstand', sagten Aktivistinnen von Femen bei der Präsentation des Films in Venedig. 'Wir stehen zu dieser vergangenen Epoche, in der wir gelernt haben, patriarchale Strukturen in all ihren Erscheinungsformen – von heimtückisch bis offensichtlich – zu erkennen und zu besiegen.'
Die Femen, Paris

Wir dürfen also gespannt sein, wie es weitergeht mit den blumenbekränzten, barbusigen Rebellinnen. In Paris scheinen sie auf jeden Fall erst einmal willkommen zu sein.

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