Ich möchte Frauen helfen können

Foto: Bettina Flitner
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2014 war ich einer der ersten Ärzte, die für die Erstversorgung in die Flüchtlingsheime in der Bayernkaserne gegangen sind. Ich habe mich freiwillig gemeldet. Ich wollte helfen …

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Die Situation vor Ort war grotesk. Menschen, die in eine Art Wartesaal gedrängt waren, saßen, standen, lagen durcheinander. Ein chaotisches, menschenunwürdiges Bild. Auch der Wirrwarr der Behörden war unbeschreiblich. Mal sollten alle auf Tuberkulose untersucht werden, dann wieder doch nicht. In der Luft lag eine aggressive Stimmung. Die meisten Menschen in der Unterkunft waren Männer, die wenigen Frauen und Kinder wirkten auf mich total verängstigt. Doch meine Motivation zu helfen war ungebrochen.

Ein Frauenleben ist für viele nichts wert

Mittlerweile machen MigrantInnen und Geflüchtete den Großteil unserer PatientInnen in der Klinik aus. Ich spüre eine große Kluft, diese Menschen sind gefühlt sehr weit weg. Sie kommen aus einem Kulturkreis, der mit dem unseren nur schwer zu vereinen ist. Sie haben nichts zu verlieren. Und ich habe gemerkt, dass ein Frauenleben für sie nichts wert ist. Jegliche Form von Gleich­berechtigung und Selbstbestimmtheit der Frau ist diesen Männern fremd und den Frauen auch.

Als ich zum ersten Mal eine genitalverstümmelte Frau vor mir sah, sind mir die Tränen gekommen. Es war mitten in der Nacht. Es war eine junge, ansonsten makellose Frau, eine Afrikanerin. Ich habe sie untersucht, aber die normalen anatomischen Strukturen waren gar nicht zu sehen. Keine Klitoris, keine äußeren und inneren Schamlippen. Nur tiefvernarbtes, zusammengenähtes Gewebe. Es war schrecklich.

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