Verhütung: Die Mütter der Pille

Margaret Sanger (li) und Katharine McCormick, die Mütter der Pille. - Foto: Corbis
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Die befruchtende Begegnung trägt sich im Jahr 1951 zu: Auf einer New Yorker Dinnerparty kommen zwei ältere Damen mit einem Bostoner Professor ins Gespräch, der sich mit seinen Forschungen über die Wirkung von Hormonen einen Namen gemacht hat. Auch die Damen sind keine Unbekannten: Die eine gilt als Amerikas bedeutendste Kämpferin für Familienplanung und hat sich mit spektakulären Gerichtsprozessen wegen unerlaubter Verbreitung von Verhütungsmitteln einen Ruf wie Donnerhall erworben. Die andere hat 1904 als erste Frau am legendären Massachusetts Institute of Technology einen Abschluss als Biologin gemacht und als Suffragette an vorderster Front das Frauenwahlrecht ­erkämpft.

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Seit drei Jahrzehnten dürfen Amerikanerinnen in den 1950er Jahren am Wahltag die politischen Geschicke ihres Landes mitbestimmen, aber bei der entscheidenden Frage, ob eine Frau Mutter werden möchte oder nicht, haben sie immer noch keine Wahl. Darüber bestimmen immer noch Männer.

Der Tod einer 28-jährigen Mutter von drei Kindern wurde zum Erweckungserlebnis

Auch 1951 gibt es kein verlässliches Verhütungsmittel in Frauenhand. Ganz zu schweigen davon, dass die Gesetze der meisten Bundesstaaten Kontrazeptiva ­regelrecht verbieten. Auch in Deutschland erklärt das Standardlehrbuch der Gynä­kologie die „Konzeptionsverhütung“ zur „Zivilisationspsychose, die der Arzt nach Kräften zu bekämpfen und zu heilen, nicht aber zu fördern hat.“

Aber Margaret Sanger, 72, und Katharine McCormick, 76, haben ihre Vision von verlässlicher Verhütung, über die Frauen selbst bestimmen können, keinesfalls aufgegeben. Und der Hormonforscher Gregory Pincus bestätigt sie darin. In Versuchsreihen mit Kaninchen und Ratten hatte der Biologe die eisprunghemmende Wirkung von Progesteron so weit getestet, dass er eine Anwendung bei weiterer Forschung auch bei Frauen für realistisch hielt. Wie viel eine solche Forschung denn kosten würde, fragte Margaret Sanger, die wusste, dass ihre steinreiche Kampfgefährtin Katharine schon öfter große Beträge ihres Vermögens in soziale Projekte gesteckt hatte. Etwa 125.000 Dollar, schätzte der Wissenschaftler. Er verschätzte sich gewaltig. Neun Jahre später hatte allein Katharine McCormick sage und schreibe zwei Millionen Dollar in die Entwicklung der Pille investiert. Am 23. Juni 1960 kam sie unter dem Namen Enovid auf den Markt.

Seither ist der sexuelle ­Geschlechtsverkehr zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte, ist Sexualität für Frauen nicht mehr zwingend mit panischer Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft verbunden, zum ersten Mal haben Frauen die Chance auf Kontrolle über ihren Körper und damit ihr Leben.

Margaret Sanger erlebte die Folgen von selbst druchgeführten Abtreibungen bei ihren Hausbesuchen.
Margaret Sanger erlebte die Folgen unerwünschter Schwangerschaften bei ihren Hausbesuchen.

Die Frauen, die die ausgebildete Krankenschwester Margaret Sanger um die Jahrhundertwende in den Armenvierteln von New York kennenlernt, haben diese Chance nicht. Es gelten die so genannten Comstock-Gesetze: Benannt nach dem ­fanatisch-religiösen Politiker Anthony Comstock, der 1873 die "New Yorker Gesellschaft zur Lasterbekämpfung" gegründet hatte, verboten sie den Vertrieb "obszöner Materialien", wozu auch jegliche Verhütungsmittel zählten, ebenso die Aufklärung darüber.

Was Sanger, selbst Mutter dreier Kinder, bei ihren Hausbesuchen erlebt, entsetzt sie zutiefst. Ihre eigene Mutter Anne war nach 18 Schwangerschaften, von denen sieben mit einer Fehlgeburt endeten, mit nur 43 Jahren gestorben. Jetzt ist die Tochter täglich mit dem Elend anderer ausgelaugter Mütter konfrontiert.

"Es sind die Batallione ungewünschter Babys, die das Leben für die Arbeiterfrauen so hart machen und sie von Generation zu Generation in Stress und Armut halten", wird Sanger später in ihrer Autobiografie schreiben. "Frauen, deren müde, schwangere Körper sich weigerten, den Wünschen ihrer Ehemänner zu Diensten zu sein, mussten zusehen, wie diese Ehemänner ihre lüsternen Blicke auf andere Frauen warfen, manchmal auch auf ihre eigenen Töchter, die sechs oder sieben Jahre alt waren. Die Bedrohung einer weiteren Schwangerschaft hing wie ein Damoklesschwert über dem Kopf einer jeden Frau, mit der ich in Kontakt kam. Und die Frage, die sie mir stellten, war immer die gleiche: 'Was kann ich tun, um es zu verhindern?'"

Im Juli 1912 hat Margaret Sanger ein Schlüsselerlebnis: Sie wird in die Wohnung der Familie Sachs gerufen, wo sie Ehefrau Sadie Sachs im Koma vorfindet. Zehn Minuten später stirbt die 28-Jährige. Sie hatte versucht, ihre Schwangerschaft selbst zu beenden.

Margarets Mutter Anne starb nach 18 Schwangerschaften mit nur 43 Jahren

Einige Monate vorher hatte Sanger die junge Frau und dreifache Mutter bereits wegen einer Blutvergiftung behandelt, die ebenfalls durch eine verpfuschte Abtreibung verursacht worden war. Eine weitere Schwangerschaft, das wusste sie, würde sie nicht überleben. Verzweifelt hatte Sadie die Krankenschwester nach einer Möglichkeit angefleht, das zu verhindern. Die fragte den Arzt um Rat, der lakonisch sagt: „Sagen Sie Jake, er soll auf dem Dach schlafen.“ Jetzt ist Sadie tot. Es reicht. An diesem Abend beschließt die schockierte Margaret Sanger: "Das Übel bei der Wurzel zu packen – koste es, was es wolle!"

Zunächst kostet es eine Menge Geduld und Hartnäckigkeit. Die Sangers haben gute Kontakte in die Gesellschaft. Margarets Mann Bill, ein Architekt, sympathisiert zudem mit der sozialistischen Partei. Margaret Sanger klopft an zahllose Türen – zunächst vergeblich.

"Die Leute, denen Sie helfen wollen, würden keine Verhütungsmittel benutzen, wenn sie welche hätten. Die rammeln wie die Hasen. Außerdem ist es gegen das Gesetz", wird sie von Medizinern beschieden. "Warten Sie, bis wir das Wahlrecht haben. Dann kümmern wir uns darum!", hört sie von den Suffragetten. "Warten Sie, bis wir den Reichtum gerecht verteilt haben!" wiegeln die Sozialisten ab. Aber Margaret will nicht mehr warten.

In der sozialistischen Zeitschrift The Call veröffentlicht sie ab 1912 ihre ­Kolumne "What Every Girl Should Know", in der sie über Schwangerschaft, Menstruation und Verhütung schreibt – immer in Gefahr, unter die Knute der Comstock-Gesetze zu geraten und zensiert oder gar verhaftet zu werden. 1913 begleitet sie ihren Mann auf eine Reise nach Frankreich, wo Verhütung und sogar Abtreibung legal sind, und lernt in den einschlägigen Kliniken viel über ­Pessare, Kondome und Scheidenzäpfchen.

Im März 1914 bringt Sanger, ermutigt von der großen Resonanz auf ihre Kolumne, ihre eigene Zeitschrift heraus: The Woman Rebel. Ein zentrales Thema: "Birth Control", Geburtenkontrolle – ein heute gängiger Begriff, der zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht existiert und den Margaret Sanger prägt.

Es dauert nur fünf Monate, bis die ­Herausgeberin wegen ihrer Birth Control-Artikel angeklagt wird. Sie bekommt sechs Wochen Zeit, um sich auf den Prozess vorzubereiten. Statt dies zu tun, verfasst die ­Angeklagte rasch noch eine Broschüre mit dem Titel "Familiy Limitation". In klarer Sprache berichtet sie über die Verhütungsmethoden, die sie bei ihrer Frankreich-­Expedition kennengelernt hat und erläutert deren Vor- und Nachteile.

Sanger gründete ihre eigene Zeitung: The Women Rebel. Ihr Thema: Geburtenkontrolle

Als Sanger nach getaner Arbeit eine Verlängerung ihrer Vorbereitungsfrist für den Prozess beantragt, lehnt das Gericht zu ihrem Entsetzen ab. Sanger, die eine mehrjährige Gefängnisstrafe befürchten muss, flüchtet zunächst nach Montreal und von dort aus nach Liverpool. Vom Schiff aus gibt sie per Telegramm den Startschuss für die Veröffentlichung ihrer Verhütungs-Broschüre. Das illegale Pamphlet erscheint in einer Startauflage von 100.000 Stück.

In Europa nutzt Margaret Sanger ihr Exil wieder für eine Studienreise. In den Niederlanden bieten bereits 50 Verhütungs-Kliniken Frauen ihre Dienste an. Zwei Jahre später wird die Amerikanerin in New York selbst eine solche Klinik gründen – und dafür prompt wieder verhaftet werden.

Zunächst aber kehrt sie in die USA ­zurück, um sich nun doch ihrer Gerichtsverhandlung zu stellen. Inzwischen hat sich die Stimmung im Land gewandelt. Sanger und ihr Kampf für Verhütungsmittel ist populärer geworden, der Prozess wird von der Öffentlichkeit gespannt verfolgt. Die Menschen, das zeigt der reißende Absatz von "Familiy Limitation", ­interessieren sich brennend für die von Sanger vorgestellten Kontrazeptiva. Prominente protestieren in einem offenen Brief an Präsident Wilson gegen die Strafverfolgung Sangers, die schließlich lediglich "Informationen in Umlauf gebracht habe, die in den meisten zivilisierten Ländern akzeptiert werden". Die Angeklagte lehnt eine Verteidigung ab, deren Strategie ein Freispruch unter der Bedingung wäre, dass Sanger künftigen Gesetzesbrüchen abschwört. Schließlich plant sie bereits den nächsten Gesetzesbruch in Form einer Klinik für Geburtenkontrolle.

Amerika kann sich eine so populäre Märtyrerin nicht leisten, schon gar nicht, da die Suffragetten auf dem Höhepunkt ihrer Schlagkraft und kurz vor dem Sieg, also der Einführung des Frauenwahlrechts, stehen. Das Verfahren gegen Margaret Sanger wird eingestellt. Die ­Frei­gesprochene geht auf Lesereise und verbreitet ihre sündigen Informationen im ganzen Land, von der Ost- bis zur Westküste.

Am 16. Oktober 1916 eröffnet Margaret Sanger gemeinsam mit ihrer Schwester Ethel und einer Bekannten in einer Mietwohnung in Brooklyn ihre Klinik. "Mütter! Könnt ihr euch eine große Familie leisten? Wollt ihr weitere Kinder? Wenn nicht, warum bekommt ihr sie dann?" steht auf den Flugblättern, die die Eröffnung der Klinik auf Englisch, Jiddisch und Italienisch ankündigen. Am Ende des Tages haben 140 Frauen an der Tür der Wohnung in der Amboy Street 46 geklingelt.

Mütter, wollt ihr weitere Kinder? Wenn nicht, warum bekommt ihr sie dann?

Am neunten Tag schleicht sich eine Polizistin als Patientin ein – und die Klinik wird geschlossen. Sanger und ihre Schwester werden zu je 30 Tagen Gefängnis verurteilt. Ethel tritt in bewährter ­Suffragetten-Manier in Hungerstreik und bringt das Klinik-Projekt so in die Schlagzeilen. Margaret benennt, nachdem sie ihre Strafe abgesessen hat, ihre Klinik in "Clinical Research Bureau" um und schafft es durch geschickte Tarnung, durch die Gesetzes-Maschen zu rutschen.

Ein Jahr später lernt Margaret Sanger auf einer ihrer Lesereisen in Boston Katha­rine McCormick kennen. Die kluge ­Anwaltstochter war, nach dem frühen Tod ihres Vaters und ihres Bruders, gemeinsam mit ihrer Mutter an die Ostküste ­gekommen und hatte dort am Massachusetts Institute of Technology Biologie studiert.

Katherine McCormick engagierte sich zunächst im Kampf um das Frauenwahlrecht.
Katherine McCormick engagierte sich zunächst im Kampf um das Frauenwahlrecht.

Auch McCormick hat einen sehr persönlichen Grund, sich für das Thema Empfängnisverhütung zu interessieren: Ihr Mann Stanley, den sie im Jahr ihres Uni-Abschlusses heiratet, wird zwei Jahre nach der Hochzeit psychisch krank. Die Diagnose lautet Schizophrenie. Da auch seine Schwester darunter leidet, liegt nahe, dass es sich um eine erbliche Disposition handelt. Das Ehepaar McCormick will deshalb auf keinen Fall Kinder.

Als Vizepräsidentin der "National American Suffrage Association" liegt ­Katharine McCormick der Kampf für Frauenrechte ohnehin am Herzen, als Biologin denkt sie über mögliche Verhütungsmethoden nach. Schon in den 1920er Jahren wird durchaus bereits an hormoneller Verhütung geforscht, allerdings werden die Wissenschaftler, die sich mit diesem brisanten Thema befassen, immer wieder gedeckelt. Ihre Forschungsergebnisse verstauben in Schubladen.

Katharine McCormick wird Margaret Sanger in den nächsten Jahrzehnten tatkräftig zur Seite stehen: Mit ihrem Vermögen, das aus dem Mähdrescher-Imperium ihres Mannes stammt – und mit ihrer ­Geschicklichkeit. Von ihren Europareisen schmuggelt sie regelmäßig Diaphragmen und andere "obszöne" Materialien durch die Kontrollen und liefert sie in Sangers "Clinical Research Bureau" ab. Dort entwickeln die von Sanger angeheuerten ­Mediziner eine kontrazeptive Paste, die, in Verbindung mit einem Diaphragma, eine Schwangerschaft zu 98 Prozent verhindert.

Im November 1921 organisiert Margaret Sanger in New York die "First American Birth Control Conference" und gründet die "National Birth Control League" (die 1942 in "Planned Parenthood" umbenannt wird und noch heute als eine Art amerikanische "Pro Familia" flächen­deckend existiert). Die Stimmung kippt ­zusehends. 1937 fasst die American Medical Association einen Beschluss, in dem sie Geburtenkontrolle befürwortet. Inzwischen haben die Hälfte der Bundesstaaten "Birth Control Leagues", die rund 300 Kliniken betreiben.

Im selben Jahr führt Sanger wieder einen spektakulären Prozess. Sie klagt gegen die Beschlagnahme von Verhütungsmitteln, die an ihre Klinik geschickt wurden. Der Richter kommt zwar an den Comstock-Gesetzen, die immer noch in Kraft sind, nicht vorbei, legt sie aber freier aus. Es sei nicht im Sinne des Gesetzes, den Vertrieb von Dingen zu verbieten, mit denen Ärzte "Leben retten oder für das Wohlergehen ihrer Patienten sorgen können".

Mit diesem Urteil ist das Anti-Verhütungs-Gesetz quasi ausgehebelt. Ein sensationeller Sieg für Sanger und ihre MitstreiterInnen! Dennoch wird es noch bis 1965 dauern, bis der Supreme Court das Gesetz für verfassungswidrig erklärt und Verhütungsmittel offiziell erlaubt – wenn auch zunächst nur für Ehepaare.

1965 erlaubt der Supreme Court Verhütungsmittel – doch nur für Ehepaare

Als sie die 60 überschreitet, zieht sich Margaret Sanger langsam aus der aktiven Politik zurück, unternimmt aber Reisen in die ganze Welt, um auch dort ihre Kenntnisse zu vermitteln. Schließlich kommt es zu der schicksalhaften Begegnung mit Gregory Pincus in New York. Sein Kollege Carl Djerassi (der seiner Autobiografie später den Titel "Die Mutter der Pille" gibt) ist derjenige, der das Progesteron synthe­tisiert, es also chemisch und in großen Mengen herstellbar macht. Ein bedeutender Beitrag zur Pille – aber eben nicht der einzige und nicht der initiale.

Als Pincus das Produkt für marktreif ­befindet, findet sich zunächst kein Hersteller, der das Wagnis eingehen will. Das Verhütungsmittel muss als Medikament gegen Menstruationsstörungen getarnt werden und wird als solches 1957 zugelassen. Die Nachfrage ist enorm, die Zahl der Frauen mit "Menstruationsbeschwerden" steigt explo­sionsartig. Angesichts der zu erwartenden Umsätze beschließt das Pharmaunternehmen Schering, das Kontrazeptivum in den USA offiziell als das zu vermarkten, was es ist. Am 1. Juni 1960 ist es soweit: Die Pille ist auf dem amerikanischen Markt.

Damit ist der Kampf natürlich noch lange nicht zu Ende. Denn nicht nur die medizinischen Risiken und Nebenwirkungen des Präparats waren immens, sondern auch die gesellschaftlichen. Frauen, die die Pille nehmen, gelten als Flittchen. In Deutschland ist das neue Verhütungsmittel am 1. Juni 1961 unter dem Namen Anovlar zu kaufen.

Auch hierzulande wird es zunächst als Medikament gegen Menstrua­tionsbeschwerden gehandelt – und dann jahrelang ausschließlich verheirateten Frauen verschrieben. Die Medien schweigen es entweder tot oder berichten kritisch. Der Stern verdächtigt die Pille, ein "Instrument der Ausschweifung" zu sein. Und die konservative Ärzteschaft verkündet apokalyptisch die "Entwürdigung und Zerstörung der menschlichen Persönlichkeit" durch das Mittel, das Papst Paul VI. alsbald zum Teufelszeug erklärt.

Doch die Vernunft setzt sich durch. Ab Ende der 1960er Jahre verschreiben fortschrittliche Frauenärzte (Frauenärztinnen sind damals noch rar) den Frauen die Pille, egal, ob verheiratet oder nicht.

Zwei Millionen Dollar investierte Katherine McCormick in die Entwicklung der Pille

Die "sexuelle Revolution" tritt auf den Plan, proklamiert von Kolle und ­Kom­mune 1. Bei den aufmüpfigen StudentInnen heißt es nun: "Wer zweimal mit ­der­selben pennt, gehört schon zum Establishment!" Aus der neuen Freiheit für Frauen, endlich angstfrei (Hetero)Sexualität leben zu können, wird rasch ein neuer Zwang. Der ­moderne Mann erwartet nun, dass die ­moderne Frau die Pille nimmt.

Feministinnen thematisieren schon ­Anfang der 1970er Jahre dieses neue Problem. Und sie warnen vor den starken ­Nebenwirkungen der Pille. Inzwischen sind diese Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert. Und auch viele junge Frauen stellen heute die aus der Pille abgeleitete Verfügbarkeit durchaus kritisch in Frage.

Das alles allerdings haben Margaret Sanger und Katharine McCormick nicht mehr erlebt. Sie starben 1966 und 1967 im Alter von 87 und 92 Jahren. Bis heute ist die Pille in der westlichen Welt das ­beliebteste, weil für Frauen sicherste Verhütungsmittel: Acht Millionen Frauen nehmen sie zurzeit in Deutschland, 60 bis 80 Millionen weltweit.

Auf die Pille für den Mann allerdings warten Frauen bis heute.

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