Lena Dunham ist wieder da!

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Die vierte Staffel beginnt da, wo die erste anfing: in dem Restaurant, in dem Lena einst von ihren strapazierten Eltern verlangte, sie weiter zu finanzieren, schließlich sei sie „die Stimme ihrer Generation“. Die Eltern hatten keinen Bock mehr. Die verwöhnte Göre wurde ins Leben gestoßen.

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Lenas Girls changieren zwischen Hochmut und Verzweiflung, und sind gerne zum Fremdschämen. Auch ist es nicht immer leicht auseinander zu halten, ob es sich um (Selbst)Ironie oder Bierernst handelt. Und genau das macht es so aufregend.

Den Feminismus hat sie mit der Muttermilch aufgesogen.

Die erst 29-jährige Lena ist mit ihrer Serie Girls längst zur Kultfigur geworden und, in der Tat auch zur „Stimme ihrer Generation“; zumindest was die Szene zwischen New York und Berlin angeht. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihre (erste?) Autobiografie: „Not that kind of Girl“ (Nicht diese Art von Mädchen). Das Buch ist die sehr persönliche – und gerade darum so allgemeingültige – Geschichte einer verzweifelten, weisen, komischen, ehrlichen, anarchistischen jungen Frau. Auf gefühlten 150 Seiten (von 300) geht es um (schlechten) Sex, und ihr (Yo-Yo-)Diätplan umfasst zehn Seiten.

Lena Dunham ist Kind einer New Yorker Intellektuellen-Familie. Den Feminismus hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Und sie sagt selbstbewusst von sich: „Selbstverständlich bin ich Feministin!“

In ihrer Film-Equipe arbeitet inzwischen auch die Obama-Tochter Malia mit. Und jüngst interviewte Lena gar Hillary Clinton. Das geriet ihr allerdings recht artig – was man von ihrer Serie Girls nicht behaupten kann.

Girls, ab heute 22.50 Uhr jeden Donnerstag bei ZDFneo. Die ersten zwei Folgen der vierten Staffel.  - Der neue Newsletter von Lena Dunham: „Lenny“

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Lena Dunham, Multitalent

Hannah (Lena Dunham, links) und ihre Girls.
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Nie hat ein Outfit die amerikanische Fernsehnation tiefer gespalten als der Bikini von Lena Dunham. Nach dem Auftritt der Schauspielerin in der Serie „Girls“ in einem blaugrünen Nichts über Hüftspeck und Cellulite fand die 80-jährige ­Modera­torin Joan Rivers es an der Zeit, die 27-Jährige an ihre Vorbildfunktion zu erinnern. Sie mahnte öffentlich: „Lena, weil du amüsant bist, ist es in Ordnung so auszusehen wie du aussiehst. Aber rede anderen Mädels nicht ein, dass sie sich auch so präsentieren sollen!“  

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Der Erfinderin, Regisseurin und Hauptdarstellerin der Serie „Girls“, in der es um vier Mittzwanzigerinnen geht, die in Brooklyn ihre Sexualität ausprobieren und nach dem Sinn des Lebens suchen, hat sich nach drei Girls-Staffeln längst an Verrisse gewöhnt. Sie sagt: „Beleidigungen lassen mich kalt. Niemand kann mich so sehr hassen wie ich mich selbst. Jede Bösartigkeit, die jemand mir an den Kopf werfen könnte, habe ich mir allein in der vergangenen halben Stunde gesagt.“ Das sagt Lena zwar nicht als Lena, sondern als Girls-Protagonistin Hannah. Sie macht allerdings keinen Hehl daraus, dass ihr Drehbuch aus ihrem Leben geschöpft ist.

Ihre Brüste sind zu klein, die Hüften zu rund.

Seit „Girls“ im Frühjahr 2012 in den USA Premiere feierte, polarisiert die 2013 vom Time-Magazine unter die „100 einflussreichsten Menschen der Welt“ gewählte Dunham wie keine andere. Ob beim Tischtennis mit nackten Brüsten, als ungelenke Kellnerin im Café Grumpy oder im Bett mit rammelnden Männern, ihre Titelheldin Hannah gibt nie die sprichwörtlich gute Figur ab. Ihre Brüste sind zu klein, die Hüften zu rund und die Rollen am Bauch zu üppig. „Endlich weiß ich, dass ich keine Größe 32 tragen muss, um Sex zu haben“, jubelt seither nicht nur Bloggerin Rhea Mirror. 

Dunham, die als Tochter des Popart-Künstlers Carroll Dunham und der Fotografin Laurie Simmons in Manhattans Künstlerviertel Soho aufwuchs, wird mal als Frauenidol der Generation Y gefeiert, mal als kleines, dickes Mädchen mit Hang zu Exhibitionismus verspottet. Aber alle kennen sie, alle regen sich über sie auf. Jeden Sonntag schalten über eine Million AmerikanerInnen den Kabelkanal HBO an, um der zweifachen Golden-Globe-Preisträgerin und „Herrin der Ängste“ beim (Über)Leben zuzusehen. 

Dunham war der New York Times schon zu Schulzeiten durch Eigenwilligkeit aufgefallen. Mal schrieb das Blatt über die ­Mode­entwürfe der Elfjährigen, mal berichtete es über ein veganes Abendessen der Sechzehnjährigen, bei dem sich die Girls über Justin Timberlakes Musik mokierten („Bitte schreiben Sie, dass niemand in diesem Raum eine CD von ihm besitzt“). 

In diesen Jahren besucht Lena die Eliteschule Saint Ann’s in Brooklyn Heights, in der auch Drehbuchschreiben, Kostümschneidern und Schauspielerei auf dem Lehrplan stehen. ­Rück­blickend beschreibt sie sich als altkluge Besserwisserin. „Ich hatte nicht viele Freunde. Viele haben mich abgelehnt, weil ich ständig redete und den Leuten auf die Nerven fiel.“ 

Nach Abschluss der Highschool zog die New Yorkerin in den Mittleren Westen und studierte an die Kunstakademie der liberalen Universität Oberlin, wo sie sich für kreatives Schreiben entschied. Als Zwanzigjährige verfasste sie erste Drehbücher, führte Regie und versuchte sich an Kurzfilmen, deren Hauptdarstellerinnen unübersehbar autobiografische Züge trugen: komisch, ein wenig neurotisch und so uncool, dass sie schon wieder cool waren. 

Sie gilt als Verfechterin eines neuen Feminismus.

Nicht ganz unerwartet erzählt Dunhams erster Film „Tiny Furniture“ die Geschichte der orientierungslosen Aura, die nach dem Universitätsabschluss aus dem Mittleren Westen nach New York zurückkehrt, wo sie sich als Kellnerin durchschlägt und immer wieder auf egozentrische Männer reinfällt. 

Dunhams provokante Nacktheit als Antwort auf die ­Dauer­salven unrealistischer Körperideale hat ihr inzwischen den Ruf der Verfechterin eines neuen amerikanischen Feminismus eingebracht. Wo Carrie Bradshaw und Freundinnen in der Kultserie „Sex and the City“ Quickies in Spitzenunterwäsche absolvierten, kommen die sexuellen Abenteuer von Dunhams Hannah Horvath in „Girls“ realistisch schwitzig und unromantisch daher. Privat teilt sie das Bett seit zwei Jahren mit Jack Antonoff, dem Gitarristen der amerikanischen Band „Fun“.

Lena Dunhams Blick auf Amerika beschränkt sich allerdings nicht auf den Mikrokosmos ihrer „Girls“-Protagonistinnen. So warb sie bei der politisch zögerlichen Generation Y um Stimmen für Barack Obama, und auch in der Debatte um die wieder aufgeflammten Missbrauchsvorwürfe der Tochter gegen Woody Allen bewies Dunham Charakter. Via Twitter lobte sie den Offenen Brief von Dylan Farrow, die Allen des sexuellen Missbrauchs bezichtigt, als „mutig und kraftvoll“. 

Dass das Eis für gesellschaftliche Rebellinnen gelegentlich dünner ist als erhofft, erfuhr Dunham bei ihrem Vogue-Cover. Da die Unkonventionelle auf dem Titel des Glamourblattes ungewohnt glatt daherkam, setzte der Blog „Jezebel“ eine Prämie für die unretouchierten Originale aus. Tatsächlich belegten dann die Aufnahmen, dass die Fotoredakteure von Vogue bei Dunhams Falten, Hals und Kinn Hand angelegt hatten. Ein weiteres Mal entlud sich ein Kübel Dreck im Internet über Lena. Die ließ sich nicht einschüchtern: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum es falsch sein soll, eine Frau auf dem Cover zu haben, die anders als das ­typische Model aussieht“, erklärte Lena Dunham gewohnt selbstbewusst. „Egal ob mit oder ohne Photoshop.“

Aktualisiert am 6.10.2016

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