Umfrage: Das sind die EMMA-Leserinnen!

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Genau 3.409 ausgefüllte Fragebogen, von unseren rund 100.000 LeserInnen bis zum 2. Oktober eingeschickt, wurden von Profidata Marketing Services ausgewertet. Ende Oktober flatterten dann die Zahlen in die Redaktion, plus rund 200 Briefe, die Leserinnen den Fragebögen beigelegt hatten. Die Lektüre ist spannender als ein Krimi – zumindest für uns, die EMMA-Macherinnen. Denn eine solche Umfrage legt offen, wer die EMMA-Leserinnen sind; wie sie leben, denken, handeln, wählen und träumen – und was sie von EMMA halten.

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Doch in dieser Umfrage spiegelt sich nicht nur die EMMA-Leserinnenschaft, sondern weit darüber hinaus die Entwicklung emanzipierter Frauen von heute – und die Themen und Trends von morgen. Recht aufschlussreich ist auch der Vergleich zu der letzten EMMA-LeserInnen-Analyse aus dem Jahr 2001. In Relation dazu sind fünf Jahre später die EMMA-Leserinnen jünger, gebildeter, kinderfreudiger und selbstbewusster denn je zuvor.

Ob sie auch feministischer sind, lässt sich schwer sagen. Denn zum allerersten Mal stellte EMMA die Gretchenfrage: „Würden Sie sich als Feministin bezeichnen?“ Vier von fünf antworteten mit Ja – doch fast die Hälfte dieser Feministinnen machte eine aufschlussreiche Einschränkung: „Ja, aber ich habe nichts gegen Männer.“

Eigentlich klar, schließlich sind für 73% aller EMMA-Leserinnen Männer das sexuelle Objekt ihres Begehrens und Gegenstand ihrer Zuneigung. 21% lieben Frauen, ein Fünftel davon Frauen und Männer.

Prickelnd ist auch der Blick in das Wahlverhalten der EMMA-Leserinnen: Jede Siebte hat 2005 Angela Merkel gewählt – noch vier Jahre zuvor hatte nur jede Zwanzigste ihr Kreuz bei den Konservativen gemacht. Dramatisch eingebrochen hingegen ist die SPD: Die Sozialdemokraten würden, wären am nächsten Sonntag Wahlen, heute nur noch 17% der EMMA-Leserinnen wählen – 2001 waren das noch fast doppelt so viel, nämlich 32%. Doch fangen wir von vorne an, bevor wir ins Detail gehen.

Wie alt sind sie? Wo wohnen sie?
„Ich bin fast 14 Jahre alt und lese die EMMA ausführlicher als meine Mutter“, schreibt uns eine unserer jüngsten Leserinnen, Kora Prölß. Sie lebt mit Eltern und Geschwistern im schwäbischen Remseck und geht („obwohl ich evangelisch bin“) auf eine „katholische Mädchenschule“. Artikel über Islamismus und Ess-Störungen („Das ist doch krank!“) interessieren Cora besonders.

„Ich bin 21, Jus-Studentin, und muss immer wieder erfahren, dass gerade viele junge Frauen total gleichgültig sind. Macht weiter so, ihr seid – auch für Männer! – eine Super-Unterstützung“, notierte Andrea Beerli aus Basel auf ihren Fragebogen.

Und die 20-jährige Christina Schwigon, aus Berlin, stolze Besitzerin einer 12-PS-starken Yamaha Virago, schreibt: „Leider bin ich erst seit einem Jahr Leserin eures Magazins. EMMA setzt in meinen Augen genau an dem Punkt an, an dem die Gesellschaft beginnt, den Kopf wegzudrehen. Ohne euch wäre mein Leben um einen Schatz ärmer.“

Das sind nur drei von vielen möglichen Stimmen junger Frauen. Denn die EMMA-Leserinnen werden immer jünger: 2006 sind 27% unter 30 (2001: 20%), und weitere 26% sind 30–39. Das heißt, weit über die Hälfte der EMMA-Leserinnen sind unter 40. Weitere 26% sind 40–49 und 20% über 50 Jahre alt (s. Grafik 1). Damit sind EMMA-Leserinnen nicht nur eklatant jünger als die Gesamtbevölkerung, sondern auch die Jüngsten unter allen Zeitschriften-Leserinnen, auch und gerade der Frauenzeitschriften (mal abgesehen von den Jugendzeitschriften).

Und wo leben diese EMMA-Leserinnen? 87% leben in Deutschland und je knapp 5% in der Schweiz, in Österreich oder im übrigen Ausland. Es gibt EMMA-Abonnentinnen, die haben ihren Fragebogen aus China, Neufundland, Mali, Mexiko oder Amerika geschickt; aus den Niederlanden, England, Frankreich, Italien oder Schweden sowieso.

Rund die Hälfte der in Deutschland lebenden Leserinnen wohnt in Großstädten, davon jede Zweite in Metropolen. Ein rundes Drittel jedoch lebt in kleinen Orten. Da gibt es seltener einen Kiosk mit der EMMA – und dafür gerne auch schon mal einen Briefträger, der sich den Kommentar nicht verkneifen kann: „Das hätte ich nicht gedacht, dass Sie es nötig haben, die EMMA zu lesen …“

Pauschal lässt sich sagen, dass die EMMA-Leserinnen in den meisten westlichen Bundesländern in Relation zur Gesamtbevölkerung überrepräsentiert sind, Ausnahmen: Bayern und Niedersachsen. Besonders viele leben im bevölkerungsreichsten Land NRW (jede Vierte), in Berlin und Hamburg.

Und die Leserinnen im Osten?
In allen Ost-Bundesländern jedoch sind sie unterrepräsentiert. Leider. Denn wir wünschen uns mehr Leserinnen wie H. K. aus Sachsen, die schreibt: „Für mich ist es interessant, in EMMA vielen Themen zu begegnen, um die ich mich früher nie gekümmert hätte. In unserer Kindheit wurden die Kinder zutiefst bedauert, die nach Hause unter mütterliche Aufsicht mussten. Sicher, wir waren auch im Osten nicht voll gleichberechtigt. Aber wir mussten arbeiten gehen, und das hatte viele Vorteile. Man war nicht einsam, was ich bei vielen Frauen jetzt beobachte. Man hatte immer sein eigenes Geld.“ Doch H. K. schreibt auch: „Als Ost-Frau fühle ich mich nicht genug vertreten.“ Ob speziell in EMMA oder allgemein in Gesamtdeutschland, das hat sie leider nicht hinzugefügt.

Aber es stimmt ja: In der im Westen geborenen EMMA sind die spezifischen Probleme und Lebenslagen der Frauen in den Ostländern mit ihrer unterschiedlichen Geschichte immer noch nicht präsent genug. Auch wir bedauern das (Ost-Kolleginnen: Bitte melden!).

Dennoch: Nicht nur Jessica Bock aus Leipzig, die EMMA dank des Charlotte-Roche-Titels im Jahr 2001 in der Leihbibliothek entdeckte, hat sie seither nicht mehr losgelassen. „Das war etwas komplett Neues für mich! Von der Frauenbewegung hatte ich ja noch nie gehört. Heute bin ich Feministin mit Leib und Seele. EMMA hat mein Leben verändert, mich ermutigt und mir Selbstvertrauen gegeben.“

Welche Geschlechtsidentität haben sie?
95% aller EMMA-Käuferinnen sind laut unserer Leserinnen-Analyse weiblich – und nur 3% männlich. Knappe 2% machten ihr Kreuz bei „dazwischen“ – eine Kategorie, die nur selten in Fragebögen auftaucht. Das Geschlechterverhältnis relativiert sich allerdings, wenn man bedenkt, dass der Fragebogen sich aus erhebungsmethodischen Gründen quasi ausschließlich an Frauen richtete (auch wenn einige Männer trotzdem geantwortet haben: Danke!). Die Kategorie dazwischen wurde sowohl angekreuzt von Menschen, die sich im realen Leben nicht festlegen mögen, als auch von Frauen, die die Frauenrolle zurückweisen. Wir berücksichtigen hier nur die überwältigende Mehrheit der Leserinnen.

Sie sind knapp doppelt so häufig ledig bzw. geschieden wie andere Frauen: nämlich zu 67% (Bevölkerungsschnitt: 37%). Was nicht nur an ihrem jugendlichen Alter liegt, sondern wohl auch an ihrem kritischen Verhältnis zur Ehe. Denn jede zweite Nicht-Verheiratete lebt in „freier PartnerInnenschaft“. Jede Dritte ist verheiratet. Und jede Fünfzigste lebt in einer „eingetragenen Partnerinnenschaft“.

Die Frage nach der sexuellen Präferenz ergab: Auch der Anteil der heterosexuellen EMMA-Leserinnen steigt. Drei von vier haben ausschließlich Liebesbeziehungen zu Männern. Eine von fünf liebt Frauen – jede Fünfte von ihnen auch Männer, ist also bisexuell (s. Grafik 2). Damit liegt der Prozentsatz der Homosexuellen und Bisexuellen unter den EMMA-Leserinnen vermutlich etwa dreimal so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt.

Auffallend ist, dass der Anteil der Frauen, die ausschließlich Frauen lieben, mit dem Alter steigt: Sind es bei den unter Dreißigjährigen noch 13%, klettert der Anteil bei den 30- bis 49-Jährigen auf 18% und bei den über Fünfzigjährigen gar auf 19%. Das entspricht auch den allgemeinen Erkenntnissen der Sexualforschung: Bei Männern ist der Anteil der homosexuell Lebenden in der Jugend höher, bei Frauen im Alter.

Und wie halten sie es mit dem Sex?
Bei allen EMMA-Leserinnen sank der Anteil derer ohne Liebesbeziehungen von 12 auf 10%. Was vermutlich mit der steigenden Jugend der Leserinnen zu tun hat. Denn in der Altersgruppe über 50 gibt es eine Zahl, die nachdenklich stimmt: Knapp jede vierte EMMA-Leserin über 50 hat überhaupt keine Liebesbeziehungen mehr. Damit üben zwar bedeutend weniger EMMA-Leserinnen bei zunehmendem Alter Sex-Abstinenz als in der weiblichen Gesamtbevölkerung – wo nur noch jede zweite Frau über 40 ein aktives Sexualleben hat. Vermutlich liegen die EMMA-Leserinnen mit 25% Sex-Abstinenz über 50 gleich mit oder sogar über dem Durchschnitt der männlichen Bevölkerung – wo 20% über 40 keinen Sex mehr haben.

EMMA-Leserinnen entgehen also weitgehend dem Mechanismus, dass älter werdenden Frauen in einer Männergesellschaft die erotische Tarnkappe übergestülpt wird. Was sicherlich nicht nur mit dem Anteil der homosexuellen Beziehungen in dieser Gruppe zu tun hat (19%), in denen im Alter nicht zwingend erotisch entwertet wird, sondern auch mit der größeren Unabhängigkeit und dem stärkeren Selbstbewusstsein der EMMA-Leserinnen. Das macht attraktiv. Auch in den Augen vieler Männer.

Auf unsere indiskrete Frage nach der „Häufigkeit der sexuellen Kontakte“ antworten 7% forsch: „Quasi täglich“, 40% „ein bis dreimal die Woche“, 29% „ein bis dreimal im Monat“ und 12% „ein paar Mal im Jahr“. 88% aller EMMA-Leserinnen haben also ein mehr oder minder aktives und wohl auch erfülltes Sexualleben. Bei 12% aber läuft gar nichts mehr. Weil „ich nicht will“ (9%) oder der/die Partnerin nicht will (3%).

Doch was wollen uns die sinkenden Zahlen der lesbischen bzw. bisexuellen Leserinnen – von 25% auf 21% – sagen? Hoffentlich nicht, dass sie sich in EMMA nicht ausreichend wahrgenommen fühlen. Wohl eher, dass die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz der Homosexualität es für manche lesbisch lebende Frau weniger existenziell macht, zwingend ein Blatt wie EMMA zu lesen, wo die homosexuelle Lebensweise von Anfang an so selbstverständlich behandelt wurde wie die heterosexuelle. Hinzu kommt die zunehmende allgemeine Akzeptanz von EMMA, der ja früher gerne der Ruch eines „Lesbenblattes“ angehängt wurde (wie den Feministinnen allgemein). Die Berührungsängste heterosexuell Orientierter sinken. Wenn auch nicht ganz.

„Das Thema lesbische Frauen ist mir für eine Dauerlektüre zu stark vertreten“, schreibt Helga Kohl aus dem bayerischen Vaterstetten. Sie ist stellvertretende Schulleiterin, Pfarrgemeinderätin, Mutter von vier Kindern und seit 27 Jahren verheiratet, „mit allen Höhen und Tiefen“. Helga Kohl stört „manchmal die Polarisierung. Ich kann auch für die Rechte der Frauen eintreten, wenn ich mit Männern leben will“. Und sie beendet den Brief an EMMA mit einem herzlichen „Nix für ungut!“ Genau.

Auch die Kauffrau Gundula Wyrobisch aus Bielfeld findet: „Als Feministin muss man keine Lesbe oder Männerhasserin sein. Ich bin sehr emanzipiert und selbstbewusst und lebe trotzdem mit einem Mann zusammen, mit dem ich glücklich bin. Bei der EMMA-Lektüre habe ich aber oft das Gefühl, dass heterosexuelle Frauen mit Partner nicht zu eurer Zielgruppe gehören.“ Ein Trost, dass Gundulas Partner EMMA-Mitleser ist.

Die Männer und EMMA
Doch das alles kann auch ganz anders gesehen werden. So wie bei Aina Rosin aus Hilden zum Beispiel. Der Juristin und Mutter von zwei Kindern hat der eigene Ehemann die EMMA zum Geburtstag geschenkt. „Er konnte es gar nicht glauben, dass ich sie nicht schon seit Jahren lese.“ Oder wie bei Leserin A. aus NRW, die sich stolz als „Vatertochter“ bezeichnet, einen „besonders gütigen, herzlichen und liebevollen“ Vater hatte – und ein entsprechend positives Männerbild.

Knapp jede zweite EMMA-Leserin lebt mit ihrem Partner/ihrer Partnerin zusammen: 9% mit einer Frau, 43% mit einem Mann – ein Prozentsatz, der sich demnächst ganz leicht erhöhen wird. Nämlich dann, wenn Corinna aus dem Saarland ihr Vorhaben in die Tat umsetzt: „Ich werde sobald wie möglich mit meinem Partner zusammenziehen, um ihn auf Tauglichkeit zu überprüfen“, schreibt sie. „Vorteilhaft dabei ist, dass er immer schon derjenige von uns beiden war, der kochte, aufräumte – und das mit Leidenschaft.“

Die Mütter und EMMA
Corinna wünscht sich nach Abschluss des Studiums ein Kind – und ist auch damit keineswegs untypisch für die heutige EMMA-Leserin. Zwar bleibt die Anzahl der EMMA-Leserinnen, die kein Kind haben und auch keins wollen, mit 45% konstant (Bevölkerung 33%), und ist die Anzahl der Mütter sogar auf 39% gesunken (2001: 46%). Doch die Anzahl der Frauen, die Kinder wollen, ist eklatant gestiegen: von 2001 knapp 10% auf heute rund 16% (s. Grafik 3). Das mag nicht nur daran liegen, dass die EMMA-Leserinnen jünger sind, sondern auch daran, dass endlich wirklich etwas getan wird für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wie schwer es bisher war und noch ist, zeigen auch die Briefe der Mütter und Hausfrauen. „Eigentlich habe ich so gut wie nie Zeit – neben meiner Dreiviertelstelle und meinen beiden Kindern (sieben und zwei Jahre alt)“, schreibt die im Bildungsbereich tätige, promovierte Felizitas Pokora aus Wuppertal. „Obwohl mein Partner und ich eine gute Arbeitsteilung hinbekommen, ist es ziemlich stressig. Und ich habe sogar kaum Zeit, EMMA zu lesen. Doch nach wie vor finde ich in keiner anderen Zeitschrift diese Fülle an für mich wichtigen Informationen.“

Auch Maria Hage aus Nijmwegen findet gerade jetzt, wo sie berufstätig und Mutter eines sechsjährigen Sohnes ist, EMMA besonders nützlich. Sie schreibt: „Die raue Wirklichkeit hat mich eingeholt, als ich meine erste Stelle angetreten habe. Da habe ich mir in völliger Erschöpfung plötzlich gewünscht, Hausfrau zu sein … Aber keine Angst: Hausfrau bin ich dann doch nicht geworden – aber wieder EMMA-Leserin.“

Die Hausfrau. Ein Reizwort. Jede 25. EMMA-Leserin ist eine. Doch so manche fühlt sich in EMMA nicht richtig oder nicht ausreichend wahrgenommen. „Was mich als Nur-Hausfrau sehr interessieren würde, ist, mehr von Frauen zu lesen, die nicht so erfolgreich im Beruf stehen, bzw. überhaupt nicht berufstätig sind“, schreibt Hausfrau Birgit Gritzke aus Mohrkirch. „Ein Leben lang empfinde ich mich als emanzipiert und kämpferisch – und doch bin ich ‚Nur-Hausfrau‘, mit vielen Berufen. Und zufrieden.“

Ebenfalls mit sich zufrieden, aber sauer auf EMMA ist Hausfrau Barbara Knapp aus Wiesbaden. Auf drei aus dem Notizblock gerissenen, doppelseitig beschriebenen Blättern hat sie fulminant ihre Aktivitäten aufgelistet: die Eltern und Schwiegereltern bis zum Tod gepflegt, eine Elterninitiative am Gymnasium ihrer Kinder gegründet, als Atheistin im Kirchenvorstand engagiert, Anlaufstelle und Ober-EMMA für alle Mädchen im Freundeskreis der 16-jährigen Tochter und des 18-jährigen Sohnes – und zu allem Überfluss auch noch als Missbrauchs-Überlebende in einer ‚Wildwasser‘-Gruppe. Barbara Knapp schreibt: „Hört doch bitte mal auf, über das Ehegattensplitting herzuziehen! Jedes Mal, wenn ihr was Gemeines über uns schreibt, weine ich und will mein Abo kündigen.“ Bitte nicht, Barbara! Nicht weinen und auch nicht das Abo kündigen. Wir hoffen auf die Unterstützung von Herrn Knopp, der laut Ehefrau „begeistert ist von EMMAs politischer Berichterstattung“.

Wie qualifiziert sind sie?
Die EMMA-Leserinnen werden immer gebildeter. 43% haben einen Hochschulabschluss (Bevölkerung: 6%). Jede Zehnte unter ihnen hat es sogar bis zur Promotion bzw. Habilitation geschafft. Nur 5% der EMMA-Leserinnen müssen sich mit einem Hauptschulabschluss begnügen (Bevölkerung: 42%). Was weniger damit zu tun hat, dass EMMA-Leserinnen besonders privilegiert sind – dass das nicht so ist, zeigen auch die Briefe – sondern vor allem damit, dass sie besonders bildungshungrig und emanzipiert sind (s. Grafik 4).

So hat sich auch die Zahl der Studentinnen seit 2001 fast verdoppelt: von 10 auf 17%. Die Anzahl der an der Universität wissenschaftlich Tätigen hat sich versechsfacht: von 1 auf 6%, die der Professorinnen bzw. Dozentinnen verdoppelt: von 1 auf 2%. 4% sind Juristinnen (davon jede vierte Richterin) Und jeweils 3% sind Journalistin, Ärztin oder Künstlerin; 2% arbeiten als Handwerkerin. Die am häufigsten darüber hinaus genannten Berufe sind: Krankenschwester (5%), Bibliothekarin (3%) sowie Übersetzerin, Buchhändlerin und Managerin (je 2%). Jede 14. EMMA-Leserin ist Verkäuferin, Biologin oder Polizistin. Es sind auch Schriftstellerinnen, Politikerinnen, Prostituierte und Trauerrednerinnen darunter. Und jede 25. gibt als Beruf „Hausfrau“ an.

Doch nur jede zweite berufstätige EMMA-Leserin arbeitet heute Vollzeit. Und jede Zwanzigste ist arbeitslos. Mit 5% liegt die Arbeitslosigkeit bei den EMMA-Leserinnen zwar weit unter dem Bundesdurchschnitt, ist aber angesichts der Qualifikation doch hoch.

Entsprechend ihrer hohen Qualifikation verdient die Mehrzahl der EMMA-Leserinnen gut bis sehr gut. 50% verdienen 1–2.000 Euro netto. 25% haben ein persönliches Netto-Einkommen von über 2.000 Euro im Monat, knapp ein Drittel dieser Gutverdienenden sind sogar Bestverdienende mit über 3.000 Euro netto im Monat. 35% allerdings müssen sich mit unter 1.000 Euro netto begnügen, 23% allerdings sind Schülerinnen und Studentinnen oder Hausfrauen, haben also noch kein eigenes Einkommen. Bleiben also 12% geringer Verdienende.

Wie feministisch sind EMMA-Leserinnen?
Zugegeben: Die Frage war sogar innerhalb der EMMA-Redaktion umstritten. Warum nicht einfach fragen: Verstehen Sie sich als Feministin – Ja oder Nein? Warum zwei Vorgaben für das Ja geben: „Ja, uneingeschränkt“ oder „Ja, aber ich habe nichts gegen Männer“? Ist es denn nicht selbstverständlich, dass Feministinnen nicht automatisch was gegen Männer haben?!

Das findet auch die Wissenschaftlerin Christin Heitmann aus Köln. Sie schreibt: „Für mich trifft die erste Antwort absolut zu, denn ich habe keine Angst davor, dass andere von mir denken könnten, dass ich was gegen Männer hätte.“ Doch sie sinniert dennoch über das Klischee nach: „Meines Erachtens ist die scheinbar unauflösliche Verknüpfung von Feminismus und Männerfeindschaft vor allem eine Erfindung der Männer: Sie ist nicht mehr und nicht weniger als das zweitwichtigste Instrument zur Aushebelung und Schwächung des Feminismus. Das kommt gleich nach dem Verdikt der ‚Unweiblichkeit‘ und ist mindestens ebenso wirksam.“

Genau darum hat EMMA die Frage so gestellt: Um auszuloten, wie weit das Verdikt der „Männerhasserin“ selbst bei überzeugten Feministinnen wirkt. Und es wirkt. Zwar antwortete jede zweite EMMA-Leserin: „Ja, ich bin Feministin. Uneingeschränkt.“ Doch knapp jede weitere Dritte, die sich ebenfalls zum Feminismus bekennt, machte ihr Kreuz bei „Ja, aber ich habe nichts gegen Männer.“ 80% also sind Feministinnen – ein erheblicher Teil von ihnen jedoch mit der Einschränkung und Sorge, für „männerfeindlich“ gehalten zu werden. Und das quer durch alle Generationen.

20% aller EMMA-Leserinnen verstehen sich überhaupt nicht als Feministinnen (s. Grafik 5). Sie sind zwar „für Gleichberechtigung“, finden aber, dass die Feministinnen „übertreiben“. EMMA freut sich gerade auch über diese Leserinnen! Zeigen sie doch, dass wir keinesfalls nur für die „sowieso schon Überzeugten“ schreiben, sondern auch Frauen erreichen, die eine kritische Distanz zum Feminismus haben.

Frauen wie Susanne Müller aus Krefeld zum Beispiel. Sie schreibt: „Nicht immer teile ich euren Standpunkt. Manchmal, wie zum Beispiel beim ‚Kopftuch‘, brauche ich dafür meine innere Auseinandersetzung und Diskussion mit anderen. Aber stets nehme ich eure Argumente als wichtige Impulse für genaueres Hinsehen und tieferes Reflektieren.“

3% der EMMA-KäuferInnen sind Männer (2% „dazwischen“). Einer von ihnen ist der Ex-Altenpfleger Matthias Klingenmeyer aus Pforzheim, der auf EMMA durch den ‚Großen Unterschied‘ von Alice Schwarzer aufmerksam wurde und sich „darin wiedergefunden“ hat. Oder Hans-Michael Höhne-Pattberg aus Krefeld, den besonders die Berichterstattung über den Islamismus in EMMA interessiert. „In meiner Freizeit versuche ich, meine grünen Freunde zum Thema zu sensibilisieren – mühevoll, aber nicht hoffnungslos.“

Doch summa summarum sind die EMMA-LeserInnen die „weiblichsten“ aller Frauenzeitschriften-LeserInnen. Selbst bei Brigitte sind nur 92% der LeserInnen Frauen, also drei Prozent weniger als bei EMMA. Allerdings sind bei EMMAs 95% Leserinnen nicht die mitlesenden Männer berücksichtigt. Wir entnehmen der Umfrage, dass zwei von drei EMMA-Käuferinnen andere mitlesen lassen – und jede Achte auch einen Mann/Männer. Insgesamt lesen zirka 100.000 Menschen, darunter 10.000 Männer, die EMMA.

So wie Ulrike Mädje Partner und Sohn in Kitzbühel. Die beiden warten schon immer auf EMMA, um sie „durchzublättern“. „Danach wird das Heft aufbewahrt für meine beiden Töchter“, schreibt Ulrike, „die an manchen Wochenenden und in den Semesterferien von ihrer Uni heimkommen und Wert auf ‚ihre‘ EMMA legen.“ (Heißer Tipp: Ein eigenes Abo zu Weihnachten!)

Und was lesen sie sonst noch so?
Und was lesen die EMMA-Leserinnen in ihrer Freizeit, wenn sie nicht gerade EMMA lesen? Sie lesen Bücher! Es ist fast unheimlich: Mehr als drei von vier EMMA-Leserinnen lesen mehrmals in der Woche, ja täglich Bücher! Sie dürften damit den absoluten Leseratten-Rekord schlagen.

Die zweitliebste Zeitschrift der EMMA-Leserinnen ist übrigens der von EMMA früher gerne als „Männerblatt aus Hamburg“ gescholtene Spiegel, den liest heute knapp jede Dritte (2001: jede Fünfte). Lieblings-Lektüre Nummer drei ist die Zeit, die jüngst einen „neuen Feminismus“ proklamierte: Sie verfolgt jede vierte EMMA-Leserin (2001: jede Fünfte).

Es fällt auf, dass der Trend bei den EMMA-Leserinnen in den letzten Jahren weg geht von Frauenzeitschriften und hin zu politischen Zeitschriften. Je jünger die Leserinnen sind, umso stärker ist dieser Trend. Dasselbe gilt für die überregionalen Tageszeitungen. Da sind die Süddeutsche Zeitung, die taz und die Frankfurter Allgemeine führend. Die SZ und die FAZ konnten ihren Anteil unter den EMMA-Leserinnen in den letzten Jahren verdoppeln. Übrigens: Zu Gala oder Bunte greift nur jede 25. EMMA-Leserin, und da vor allem die Älteren. Aber jede Sechste unter 30 greift zu dem Youngstermagazin Neon.

Dieser Trend scheint nicht nur für die EMMA-Leserinnen zu gelten, sondern für die Frauen von heute allgemein: Sie lassen sich nicht länger in der Frauenecke abfertigen, sondern interessieren sich für die ganze Welt. Und bei EMMA schätzen sie, dass sie eben keine klassische Frauenzeitschrift ist, sondern „ein politisches Magazin von Frauen für Menschen“.

EMMA-Leserinnen sind treue Leserinnen. Mehr als jede Dritte liest EMMA seit über zehn Jahren. Jede Neunte sogar seit der ersten Ausgabe (Danke!). Aber es gibt auch viele EMMA-Leserinnen, die das Heft gerade erst entdeckt haben: Jede Vierte kennt EMMA erst „seit kurzem“ bzw. seit weniger als einem Jahr.

„Nun gehöre auch ich frisch zum Kreis der treuen Leserinnen Ihres Blattes“, schreibt die Künstlerin Rebekka Kricheldorf aus Berlin. „Auch wenn ich in bestimmten Punkten, was z.B. Prostitution und Pornografie betrifft, überhaupt nicht Ihrer Meinung bin. Aber Ihr entschiedenes Eintreten gegen jede Form von islamischem Extremismus und die Berichte über außergewöhnliche Männer und Frauen haben mich überzeugt. Sie machen EMMA zu einem unverzichtbaren Gegengewicht zu dem ganzen Cosmopolitan-Frauen-Zeitschrift-Brainwash-Stumpfsinn.“

Doch wie lange sie auch immer dabei sind, sie sind unerbittlich, die EMMA-Leserinnen. Vermutlich wird keine andere Zeitschrift so leidenschaftlich, so intensiv – und so kritisch gelesen wie EMMA. Zwei von drei lesen „(fast) alles“ von den 116 Seiten. Eine von vieren liest „etwa drei Viertel“, und rund jede Zehnte „die Hälfte“. 95% also studieren die EMMA in einer Intensität, die Kompliment und Verpflichtung zugleich ist für die EMMA-Macherinnen.

Mehr lesen würden die EMMA-Leserinnen gerne über „weibliche Vorbilder“, bekannte wie unbekannte, und „alternative Lebensformen“. Gestiegen ist auch das Bedürfnis nach Texten aus der Berufswelt und über alte Frauen.

Was erwarten sie von der Politik?
Es ist kein Geheimnis, dass EMMA die Grünen seit ihrer Gründung Anfang der 80er Jahre durchaus kritisch begleitet hat – was die EMMA-Leserinnen nicht hindert, massenhaft grün zu wählen. Wären morgen Wahlen, würden 36% ihr Kreuz bei den Grünen machen. Allerdings: Noch 2001 wählten 47% aller EMMA-Leserinnen grün, doch 2005 waren es nur noch 34%. Auch die Grünen müssen also, wie alle Parteien, unter den bewussten Frauen mit Verlusten rechnen.

Die Stimmung der EMMA-Leserinnen signalisiert einen Trend, der alle Parteien alarmieren müsste. Vor allem die SPD. Sie ist am dramatischsten eingebrochen. 2001 wurde sie noch von 35% aller EMMA-Leserinnen gewählt, 2005 nur noch von 32% – und im Herbst 2006 wären nur noch 17% bereit, ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten zu machen. (Und das, obwohl von den knapp 8 Prozent in einer Partei organisierten EMMA-Leserinnen die Hälfte in der SPD ist.)

Wie konnte das passieren? Die SPD zahlt wohl den Preis für die große Koalition mit dem bis zuletzt stark polemisch bekämpften politischen „Gegner“ (Stichwort: Schröders Wahlnacht). Und es liegt auch nahe anzunehmen, dass gerade Frauen sich in der SPD heute weniger vertreten sehen denn je zuvor: Die alte sozialdemokratische Frauengarde ist abgetreten bzw. dreht die letzte Runde – doch vom weiblichen Nachwuchs keine Spur. Und die wenigen, die es trotz Machoklima wagten vorzupreschen, wurden von den Genossen einen Kopf kürzer gemacht, wie Andrea Nahles.

Die Oppositionsparteien hingegen haben profitiert, obwohl es auch sie vor Frauenpräsenz und Feminismus nicht gerade zerreißt. Die Linkspartei/PDS und die FDP konnten ihre Anteile verdoppeln. 2001 wählten nur 5% aller EMMA-Leserinnen die Sozialisten, 2005 schon 10% – und am nächsten Sonntag würden 11% ihnen ihre Stimmen geben. Und die Liberalen schafften es, von 3% im Jahr 2005 auf 5% bei der Sonntagsfrage zu krabbeln.

Rechte Parteien spielen bei den EMMA-Leserinnen weiterhin nur hinter dem Komma eine Rolle (0,4% wählten sie 2005). Was nicht nur für sie gilt, sondern für alle Frauen. Seit Jahren werden Rechte in Deutschland dreifach bis doppelt so häufig von Männern gewählt wie von Frauen (s. Grafik 6).

Was halten sie von der Kanzlerin?
Die einzige Partei, die ihren Stimmanteil unter den EMMA-Leserinnen mehr als verdreifachen konnte, ist die CDU/CSU – was eindeutig am Merkel-Effekt liegt. Noch 2001 wählten nur 4% die Konservativen, 2005 waren es rund 13%.

Wie also halten die EMMA-Leserinnen es ein Jahr nach der Wahl mit der ersten deutschen Kanzlerin? Das ist ein besonders spannendes Kapitel (s. Grafik 8).

13% haben sie 2005 gewählt – heute attestieren ihr 56%, sie habe „einen anderen Stil als männliche Staatschefs“. Und 28% finden, sie „macht ihre Sache gut“ („schlecht“ finden nur 7% ihre Politik). Jede fünfte EMMA-Leserin befürchtet zwar, dass „die Existenz einer Kanzlerin an der Spitze die Benachteiligung der Mehrheit der Frauen verdecken könnte“. Doch jede Zweite findet es „ermutigend, dass eine Frau Kanzlerin ist“. Je älter, desto ermutigter.

Die Akzeptanz der ersten deutschen Kanzlerin ist also auch unter Nicht-Merkel-Wählerinnen sehr hoch. Gleichzeitig ist es verständlich, dass vor allem die Merkel-Wählerinnen kritisch sind. Sie würden heute Merkel nur noch zu 11% wählen. Warum? Renate Havemann aus Bremen schreibt: „Ob eine Kanzlerin besser ist als ein Kanzler, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle sind zu viele Männer um sie herum. Wo bleiben die Frauen?“ Und Stefanie Hamburg aus Berlin kommentiert: „Ich finde es zwar prinzipiell gut, dass eine Frau Bundeskanzlerin werden konnte und sehe auch einen etwas anderen Politikstil. Jedoch teile ich ihre politischen Ansichten überhaupt nicht und finde, dass sie nicht die Interessen der Frauen vertritt.“

Auffallend ist, dass die Nicht-Wählerinnen weiterhin mehr werden. Zwar kündigen das bei der Sonntagsfrage („Wen würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären?“) immer doppelt so viele an, wie es dann auch tun, aber dennoch ist die Stimmung schlecht. 2001 haben rund 4% aus Protest oder Resignation nicht gewählt, 2005 waren es schon 5% – und jetzt, im Herbst 2006 drohen 9% damit. Das ist zwar viel weniger als im Bevölkerungsdurchschnitt (22%), aber bei so politisch Engagierten wie den EMMA-Leserinnen dennoch alarmierend.

Der Trend geht weiterhin Richtung Traum von einer „feministischen Partei“. Die einzig existierende Frauenpartei wurde zwar 2005 real nur von 2% der EMMA-Leserinnen gewählt (in Bayern, Berlin und Bremen, wo sie bei der letzen Bundestagswahl angetreten war, erreichte sie 0,4%). Doch bei der Sonntagsfrage wären heute 11% entschlossen, eine Frauenpartei zu wählen, je älter desto entschlossener. Was heißt, dass auch eine Kanzlerin den Unmut der Frauen darüber, dass sie mit ihren Interessen nicht ausreichend vertreten sind, nicht ganz auffangen kann.

Was aber erwarten die EMMA-Leserinnen generell von der Politik? Ganz oben rangieren Forderungen, die sich rund um mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern in Beruf und Familie drehen (s. Grafik 7). Wobei auffällt, dass 75% eine „wirkliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter fordern“, aber nur 63% ein gleiches „für Väter“. Das ist zwar viel, wenn zwei Drittel aller EMMA-Leserinnen für gleiche Rechte und Pflichten in Beruf und Familie für Frauen und Männer sind – dennoch sind da 8%, die die Familie offensichtlich eher als Frauensache verstehen. Dazu passt, dass nur knapp 40% die 50/50-Regelung im Gesetz für die Elternzeit für vorrangig halten. Vor fünf Jahren waren das noch 47%. Sollte hier die offensive Mutter-Kind-Propaganda ihren Niederschlag gefunden haben?

Gleich auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie folgen Forderungen nach mehr Schutz vor Sexualgewalt (63%), gleiche Rechte für Homosexuelle (59%) oder Maßnahmen gegen den religiösen Fundamentalismus (58%).

Wie engagiert sind sie?
Engagiert in Politik und Gesellschaft sind insgesamt rund die Hälfte aller EMMA-Leserinnen. Die meisten von ihnen sind in autonomen oder etablierten Frauengruppen und Organisationen aktiv (jede Achte). Es folgt der Umweltschutz (knapp jede Zehnte; je älter, desto mehr), sowie der Tierschutz (jede Zwölfte; je jünger, desto mehr). In Gewerkschaften ist von den gesellschaftlich Engagierten jede 16. organisiert, ebenso wie bei den Parteien, knapp die Hälfte davon in der SPD. In Homo- bzw. Lesbenorganisationen jede 24.

Fünfmal so viele EMMA-Leserinnen wie in allen Parteien zusammen (und doppelt so viel wie in den Kirchen) sind in Vereinen organisiert. Es führen die Sportvereine und folgen die kulturellen und sozialen. Bei Kirchen führen die Protestanten. Je eine von hundert ist aktiv in muslimischen oder jüdischen Zusammenhängen.

Zum ersten Mal in dreißig Jahren stellte EMMA ihren Leserinnen die Frage: Sind Sie gläubig? 41% antworteten mit einem glatten Nein. 37% sagten: „Ja, aber eher außerhalb der Kirchen“. Und als „auf der Suche“ bezeichneten sich 6%. Als uneingeschränkt „gläubig“ verstehen sich also 17% aller EMMA-Leserinnen.

Jede zweite EMMA-Leserin unternimmt viel in Sachen Kultur, von Kino bis Kunst, und/oder Sport, von Spazierengehen bis Fitness. Das Lernen von Sprachen oder „Spirituelles“ beschäftigt jede fünfte EMMA-Leserin.

Und wie halten die EMMA-Leserinnen es mit dem Rauchen? „Noch nie geraucht“ haben 37% der über Dreißigjährigen und 46% der unter Dreißigjährigen. „Das Rauchen abgewöhnt“ haben sich 40% der über Fünfzigjährigen und 17% der unter Dreißigjährigen. Und nur „sporadisch“ rauchen 17% der Jungen und 8% der Alten. Der Rest, nämlich jede fünfte EMMA-Leserin, raucht regelmäßig – die Jungen (21%) mehr als die Alten (16%). Mit gesamt 20% Raucherinnen liegen die EMMA-Leserinnen jedoch deutlich unter dem Bevölkerungs-Durchschnitt (30%).

Eines lieben EMMA-Leserinnen ganz besonders: Ihre Mobilität! Rund zwei von drei haben ein eigenes Auto bzw. teilen es mit anderen. Jede weitere Zehnte hätte gerne ein Auto. Und nur knapp jede Fünfte fährt bewusst nicht Auto, von den zahlreichen Fahrradfahrenden ganz zu schweigen. Entsprechend hoch rangiert auch das Hobby Reisen: Jede Zweite gibt es als liebste Freizeitbeschäftigung an.

Was halten sie von sich selbst?
Was sagt das „Spieglein, Spieglein an der Wand“ den EMMA-Leserinnen? Knapp zwei von drei EMMA-Leserinnen finden sich „in Ordnung, so wie ich bin“. Das ist viel. Und bemerkenswert ist, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen beim Älterwerden nicht etwa sinkt, sondern steigt: von 58 auf 67% – auch wenn es manchmal noch auf wackligen Füßen steht.

„Ich zähle zu den Frauen, die ihr Leben lang gegen ihr Gewicht angekämpft haben, weil es nicht der heutigen gesellschaftlichen Norm entspricht. Und das, obwohl ich immer ‚Die Schöne‘ genannt wurde“, schreibt Marina Pechmann aus Bremen. „Doch jetzt, da die so genannte Schönheit abzublättern beginnt, ich bin inzwischen 51 Jahre, bekomme ich merkwürdigerweise stärkere Anerkennung als früher.“

Auch das Interesse an Mode ist gestiegen. „Ja, ich interessiere mich für Mode, aber ich habe meinen eigenen Stil“, sagen heute 54% (2001: 51%); und „Ja, ich bin gerne modisch angezogen“ 16% (2001: 9%). Und 45% machen ihr Kreuz bei: „Ja, ich interessiere mich für Mode, vermeide aber unbequeme Sachen“. Nur 15% sind echte Modemuffel.

Auch zum Make-Up greifen EMMA-Leserinnen etwas häufiger als früher. Das entspricht dem Trend der Zeit und ihrer zunehmenden Jugend. 58% schminken sich „regelmäßig“ oder „manchmal“ (2001: 51%). Und nur jede Fünfte antwortet auf die Frage nach dem Schminken kategorisch: „Nie“ (2001: jede Vierte). Klar, dass sich auch unter den EMMA-Leserinnen die Jüngeren häufiger schminken als die Älteren.

Und wie halten es die EMMA-Leserinnen mit dem Diäten bzw. Hungern, dieser Frauensucht Nr. 1? Auf die Frage „Haben Sie schon mal Diät gemacht?“, antworteten 43% der EMMA-Leserinnen mit einem klaren Nein, quer durch alle Altersgruppen. Und 35% sagen: „Ja, aber selten.“ Drei von vier EMMA-Leserinnen sind also weitgehend unberührt von diesem Dilemma, das Dank des von Mode, Werbung und Medien propagierten Frauenbildes die Frauen in der ganzen westlichen Welt erfasst hat und via Fernsehen längst auch in den Rest der Welt eingebrochen ist.

Ein Viertel aller EMMA-Leserinnen allerdings hat das Problem. 14% sagen: „Ich diäte oft“, 9% gestehen ein: „Ich habe/hatte Ess-Störungen.“ Wobei die Altersunterschiede in dieser Kategorie stark zum Tragen kommen. Bei den über Fünfzigjährigen hat nur jede Vierzigste Ess-Störungen, bei den unter Neunundzwanzigjährigen schon gut jede Achte – und das bei Leserinnen einer Zeitschrift, die das Thema Schlankheitswahn seit 22 Jahren problematisiert (1984 erschien der erste EMMA-Sonderband über Brech- und Magersucht: ‚Durch dick und dünn‘).

Doch gerade in dem Bereich hat die EMMA-Berichterstattung schon damals nicht nur zahlreiche Selbsthilfegruppen ausgelöst und die öffentliche Debatte beeinflusst, sondern bis heute sehr konkret so mancher EMMA-Leserin geholfen. „Heute geht es mir besser. EMMA hat mir geholfen, dass ich mich immer wieder meinem Selbst versichern kann“, schreibt G., Studentin aus Hamburg. „Damals konnte mir kein Therapeut, keine Therapeutin helfen: weder dem übergewichtigen Kind, noch der abgemagerten, erwachsenen Person“.

„Mit 1,67 und 61 Kilo habe ich mich immer zu dick gefühlt, was mir auch der eine oder andere Liebhaber freundlicherweise andeutete. Diäten, Ess-Störungen, Zigarettenkonsum und mangelndes Selbstbewusstsein waren die Folge“, schreibt die Musikerin Rheidun Mascha Schlesinger aus Aachen. „Mittlerweile bin ich 35, Nichtraucherin und mit meinem Aussehen zufrieden. Warum sollen wir Frauen zerbrechlich sein? Ist das sexy!?“

Auf der restlichen „Mängelliste“ führen: die „schlechte Haut“ (vor allem bei den Jungen), die „zu breiten Hüften“ und der „unschöne Hintern“. Jede Zehnte klagt über „Falten“, bei den Älteren gar jede Fünfte. Ansonsten hält sich die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen bei den EMMA-Leserinnen in Grenzen und liegt mit Sicherheit weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.

Da passt es dann, dass die EMMA-Leserinnen sich vor allem als emanzipiert, intelligent, bewusst, mitfühlend, aufgeschlossen und hilfsbereit einschätzen. Eine relevante – wenn auch nur selbstvermutete! – Kluft zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung tut sich auf der Skala der Selbsteinschätzung nur zwischen „hartherzig-mitfühlend“ und „selbstbewusst-schüchtern“ auf. Also die Leserinnen haben den Verdacht, dass die Umwelt sie für hartherziger hält als sie sich selbst. Sie selber verstehen sich als stark mitfühlend. Wir ahnen schon, was hinter dem vermuteten Image der „Hartherzigkeit“ steckt: wohl das Ernstnehmen auch der eigenen Interessen.

EMMA-LeserInnen glauben auch, dass ihre Umwelt sie für viel selbstbewusster hält als sie sich selbst. Sie selbst finden, sie seien halb selbstbewusst, halb schüchtern. Oder, um es mit den Worten von Gabriele von Gallera, Pädagogin in Bonn, zu sagen: „Nicht jede, die schüchtern auftritt, ist es auch; und nicht jede, die sich selbstbewusst gibt, ist es!“ Zur Aufmunterung der EMMA-Macherinnen legte Gabriele eine bunte Postkarte bei: Da steuert eine Frau im strahlenden Blaumann einen riesigen Traktor.

Was halten sie von EMMA?
„Noch vor drei Jahren wären meine Antworten viel bescheidener ausgefallen. Das war ein gutes Stück Arbeit, mich so umzuprogrammieren, dass mein Seelenheil nicht mehr von meinem Äußeren abhängt und ich mit mir zufrieden bin“, schreibt eine Bayerin, die an ihrer 13-jährigen Tochter die fatale Wirkung von Werbung und Medien beobachtet. Aber: „EMMA hat mein Leben schwer verändert. Ich habe plötzlich gemerkt, dass dieses ganze Getöse, dass von manchen Kollegen kam, nichts als heiße Luft war. Was habe ich mir nur alles gefallen lassen? Zu wissen, dass es anderen Frauen ähnlich geht, hat mich aus dem Dämmerschlaf geweckt. Allerdings habe ich dann auch lernen müssen, mit einem ‚Zicken-Image‘ zu leben. War mir aber lieber, als Everybodys Darling zu sein.“

Es hat den EMMA-Macherinnen große Freude gemacht zu lesen, dass die Zahl derer, die sich durch EMMA „ermutigt“ fühlen, deutlich gestiegen ist: von 48% (2001) auf 64%, und das quer durch alle Generationen. Auch die Zahl derer, die ihr Kreuz bei „EMMA hat mein Leben beeinflusst“ machte, klettert auf 55% (2001: 44%), am stärksten übrigens bei den 30- bis 49-Jährigen. Jede vierte Leserin hat heute Dank EMMA mehr Selbstbewusstsein! Und jede Zweite sagt: „EMMA hat mir gezeigt, dass ich nicht allein bin.“

„Seit ich dich lese, weiß ich, dass ich nicht allein mit meinen Gefühlen bin. Du hast meinen Blick geschärft und mein Selbstbewusstsein gestärkt. Manchmal tut dieser geschärfte Blick auch weh, denn ich sehe mehr Unrecht als früher“ (Angela Bartlau aus Zeitz). „Vieles, was ich lese, berührt meine Seele“ (Marita Arnhold aus Arnsberg). „Ich bin also nicht verrückt!“ (Karmen Hofer aus Villanders/Italien). „EMMA hat mein Leben mit geprägt: zusammen mit Simone de Beauvoir und all den Männern, in die ich mich verliebt habe. EMMA war immer dabei“ (Christa Sonnenberg aus Berlin). „Eure Zeitschrift hat mein Leben verändert auf eine kaum vorstellbare Weise: Nach 17 Jahren in einer Gewaltbeziehung habe ich den Absprung geschafft“ (Angelika Schömig aus Hersbruck). „Als ich vor einem Jahr das erste Mal EMMA gelesen habe, war alles noch ziemlich neu für mich“ (Mandy Hepperle aus Dresden). „Seit ich EMMA lese, sehe ich die Welt mit anderen Augen“ (Christina Arensmann aus Enger). „EMMA macht Mut!“ (Gudrun Hermann, Gleichstellungsbeauftragte aus Braunschweig). „Du bist für mich ein Stück Zuhause in dieser kalten Heimat“ (Silvana Esposito Kemper aus Goßmannsdorf). „Unsere 2004 geborene Tochter haben wir Emma genannt“ (Cornelia Ender-Graß, Berlin). „Ihr habt mir geholfen, meine Stimme zu entdecken“ (Elke aus dem Sauerland). „Ihr habt meinen Blick auf die Welt verändert“ (Barbara Krisiner aus Kinderbeuren). „In der EMMA fand ich Denkanstöße wie noch in keiner Zeitschrift“ (Gina Toplep, Berlin). „Im Leben einer Frau gibt es einen ganz bestimmten Zeitpunkt, sich zum Kauf der EMMA zu bekennen“ (Annett Brümmer, Berlin).

Ja, das tut gut! Und den Brief von Anja müssen wir nun doch in Gänze zitieren: „Liebe EMMA-Redaktion, ich hielt meine erste EMMA in den Händen, da war ich in der schlimmsten Krise meines Lebens: Kind bekommen; wusste nicht, wer der Vater ist; kurz vor meinem Ausbildungsschluss; Wohnungskündigung und todkrank … Ich habe alles gemeistert. Nicht nur Dank EMMA, aber immer mit dir im Background. Ich lese EMMA noch immer mit Begeisterung, spende sie jeden Monat der Stadtbibliothek und hoffe, dass ich meinem Sohn und meiner Tochter viel von EMMA weitergeben kann. Danke.“

Danke, liebe Leserinnen! Denn so ganz einfach ist das nicht immer mit dem EMMA-Machen – und da ist zwar Kritik wichtig und anregend, aber auch Lob ermutigt.

Und wie soll es nun weitergehen? Kathrin Schinke aus Fürth hat einen besonders handfesten Vorschlag: Eine „Abo-Vermittlung“ zwischen finanziell gut und schlecht gestellten Frauen: Patinnen-Abos zum Verschenken! Und Olivia Hagelstein aus Kiebitzreihe fragt sich, was eigentlich all die anderen EMMA-Leserinnen für Frauen tun – und ob EMMA nicht öfter darüber berichten will (Ja, wir wollen! Frauen, Frauenprojekte und -initiativen: Bitte melden!). Olivia findet: „All die vielen Lehrerinnen unter den Leserinnen. Geld wie Heu, aber immer nur intellektuelles Rumgelaber …“ Sie schlägt die Gründung von EMMA-Gruppen in allen Orten vor, wo Leserinnen sind: Zur konkreten Unterstützung und Hilfe für andere Mädchen und Frauen! Ihr seht, liebe EMMA-LeserInnen: Es gibt noch viel zu tun.

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